Hannah Hallermann
Bis zum Ende des Sommers krieg ich dich fit!
21 Sep - 26 Oct 2018
Hannah Hallermann: Bis zum Ende des Sommers krieg ich dich fit!. Ausstellungsansicht im Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, 2018.
Hannah Hallermann
Bis zum Ende des Sommers krieg ich dich fit!
Der Kunstverein freut sich mit Bis zum Ende des Sommer krieg ich dich fit! ein Ausstellungsprojekt der Berliner Bildhauerin Hannah Hallermann vorzustellen, das eigens für dessen Räume am Rosa-Luxemburg-Platz konzipiert wurde. Konkret hat die Künstlerin ein Innen- und Außenraum in Beziehung setzendes Szenario installiert, dessen Habitus entsprechend dem massiven Charakter der Ausstellungsräume nach Innen gerichtet ist, während der Blick nach außen gelenkt wird.
Der Kern der Ausstellung in den Vereinsräumen ist ein Werkgruppe, die Sportgeräten ähnelt: abstrakte Kuben, die wie Startblöcke im Schwimmbad aussehen und hohe Gelb lackierte Metallpfosten, die Hürden ähneln. Neben Stahl hat die Künstlerin dafür Beton – kombiniert mit Stahl, Lehm, Kieseln und Stroh – verwendet. In Korrespondenz dazu entstand im Eingangsraum eine einzelne übergroße, zeltartige Konstruktion, geschaffen aus einem knallgelben Ast, um den sich ein dunkles, erdiges Tuch schlingt. Die Statik dieser Installation erscheint prekär. Unklar ist, ob der Ast die Stoffbahnen stützt oder diese den Ast fixieren. Ambivalent ist auch die Knotenkonstruktion. Ersichtlich hält sie pragmatisch die Elemente der Skulptur zusammen, gleichzeitig handelt es sich eindeutig um eine essenzielle skulpturale Geste, die nicht zuletzt auf ikonische Arbeiten der Moderne wie The Big Change (1963) von Horace Clifford Westermann verweisen.
Evoziert werden Themen wie Sport, körperliche Fitness aber auch Schutz, unterschiedliche Startchancen im Leben und die Notwendigkeit zum Aufbruch. Wesenhaft erkennt man hier das Prinzip von Hallermanns Arbeiten, wo stets die unmittelbare Formensprache neben einer metaphorischen Ebene steht. Eine zarte, leicht zu übersehende Schriftarbeit mit den Worten OPTIMISE – ENOUGH spinnt einen feinen Faden zwischen den gezeigten Arbeiten und hält dabei die Balance zwischen einem sehr persönlichem Ausdruck und einem großen Thema, das womöglich viele angeht.
Dies Mehrdeutige, Paradoxe, die schmale Interpretationslinie waren von Anfang an charakteristisch für Hannah Hallermanns Arbeiten. Ihr Interesse gilt dabei meist gesellschaftlichen Konstellationen. Nach der Sezierung religiöser Haltungen (Demutsübung 1+2, 2014) und der Auseinandersetzung mit Szenarien des Anthropozäns (2016) setzt sich die Künstlerin auch in Bis zum Ende des Sommer krieg ich dich fit mit der condition humana auseinander. Vordergründig war der herrschende Zwang zur ständigen Selbstoptimierung Ausgangspunkt erster Überlegungen für die Ausstellung. Wenig Schlafen, produktiver arbeiten, besser leben und schöner aussehen sind Ziele einer sich selbst zunehmend als Produkt verstehenden Menschheit. Aus seinem Dasein das Maximum herauszuholen beherrscht das Individuum. Alles stets medial an Freunde und Follower vermittelt. „Diesem Konflikt zwischen ständiger Selbstbetrachtung statt Selbstverantwortung und „das sich mit Anderen in Beziehung setzen“ gilt Hallermanns besonderes Interesse.
Formal speisen sich ihre Arbeiten aus dem Vokabular des Minimalismus. Die gezielte Auswahl der Werktitel, die Personalisierung durch Namensgebung und variantenreiche Materialauswahl machen jedoch deutlich, dass es Hallermann in erster Linie um das utopische Potential von Minimal- und Konstruktivismus geht. Der Respekt vor den verwendeten Werkstoffen verbindet sie mit Künstlern wie Roni Horn, Donald Judd und natürlich Joseph Beuys.
Im Gegensatz zu anderen ist Hallermann aber eine Bildhauerin, die ihre Skulpturen weitestgehend selber fertigt und ihre Materialien stets eigenhändig verarbeitet. Dabei entsteht ein Spannungsfeld , welches sich in ihrem Interesse an zunächst widersprüchlich Erscheinendem ansiedelt. „Altes und neues Wissen – aktiv und passiv– Natur und Architektur – Bewegung und Statik – statt der einen richtigen lnterpretation gibt es Vieles, womit die Wahrnehmung experimentieren kann.“ Trotzdem – und darin liegt die Qualität der künstlerischen Arbeit – ist alles immer gleichzeitig da und beeinflusst sich permanent gegenseitig. SP
Bis zum Ende des Sommers krieg ich dich fit!
Der Kunstverein freut sich mit Bis zum Ende des Sommer krieg ich dich fit! ein Ausstellungsprojekt der Berliner Bildhauerin Hannah Hallermann vorzustellen, das eigens für dessen Räume am Rosa-Luxemburg-Platz konzipiert wurde. Konkret hat die Künstlerin ein Innen- und Außenraum in Beziehung setzendes Szenario installiert, dessen Habitus entsprechend dem massiven Charakter der Ausstellungsräume nach Innen gerichtet ist, während der Blick nach außen gelenkt wird.
Der Kern der Ausstellung in den Vereinsräumen ist ein Werkgruppe, die Sportgeräten ähnelt: abstrakte Kuben, die wie Startblöcke im Schwimmbad aussehen und hohe Gelb lackierte Metallpfosten, die Hürden ähneln. Neben Stahl hat die Künstlerin dafür Beton – kombiniert mit Stahl, Lehm, Kieseln und Stroh – verwendet. In Korrespondenz dazu entstand im Eingangsraum eine einzelne übergroße, zeltartige Konstruktion, geschaffen aus einem knallgelben Ast, um den sich ein dunkles, erdiges Tuch schlingt. Die Statik dieser Installation erscheint prekär. Unklar ist, ob der Ast die Stoffbahnen stützt oder diese den Ast fixieren. Ambivalent ist auch die Knotenkonstruktion. Ersichtlich hält sie pragmatisch die Elemente der Skulptur zusammen, gleichzeitig handelt es sich eindeutig um eine essenzielle skulpturale Geste, die nicht zuletzt auf ikonische Arbeiten der Moderne wie The Big Change (1963) von Horace Clifford Westermann verweisen.
Evoziert werden Themen wie Sport, körperliche Fitness aber auch Schutz, unterschiedliche Startchancen im Leben und die Notwendigkeit zum Aufbruch. Wesenhaft erkennt man hier das Prinzip von Hallermanns Arbeiten, wo stets die unmittelbare Formensprache neben einer metaphorischen Ebene steht. Eine zarte, leicht zu übersehende Schriftarbeit mit den Worten OPTIMISE – ENOUGH spinnt einen feinen Faden zwischen den gezeigten Arbeiten und hält dabei die Balance zwischen einem sehr persönlichem Ausdruck und einem großen Thema, das womöglich viele angeht.
Dies Mehrdeutige, Paradoxe, die schmale Interpretationslinie waren von Anfang an charakteristisch für Hannah Hallermanns Arbeiten. Ihr Interesse gilt dabei meist gesellschaftlichen Konstellationen. Nach der Sezierung religiöser Haltungen (Demutsübung 1+2, 2014) und der Auseinandersetzung mit Szenarien des Anthropozäns (2016) setzt sich die Künstlerin auch in Bis zum Ende des Sommer krieg ich dich fit mit der condition humana auseinander. Vordergründig war der herrschende Zwang zur ständigen Selbstoptimierung Ausgangspunkt erster Überlegungen für die Ausstellung. Wenig Schlafen, produktiver arbeiten, besser leben und schöner aussehen sind Ziele einer sich selbst zunehmend als Produkt verstehenden Menschheit. Aus seinem Dasein das Maximum herauszuholen beherrscht das Individuum. Alles stets medial an Freunde und Follower vermittelt. „Diesem Konflikt zwischen ständiger Selbstbetrachtung statt Selbstverantwortung und „das sich mit Anderen in Beziehung setzen“ gilt Hallermanns besonderes Interesse.
Formal speisen sich ihre Arbeiten aus dem Vokabular des Minimalismus. Die gezielte Auswahl der Werktitel, die Personalisierung durch Namensgebung und variantenreiche Materialauswahl machen jedoch deutlich, dass es Hallermann in erster Linie um das utopische Potential von Minimal- und Konstruktivismus geht. Der Respekt vor den verwendeten Werkstoffen verbindet sie mit Künstlern wie Roni Horn, Donald Judd und natürlich Joseph Beuys.
Im Gegensatz zu anderen ist Hallermann aber eine Bildhauerin, die ihre Skulpturen weitestgehend selber fertigt und ihre Materialien stets eigenhändig verarbeitet. Dabei entsteht ein Spannungsfeld , welches sich in ihrem Interesse an zunächst widersprüchlich Erscheinendem ansiedelt. „Altes und neues Wissen – aktiv und passiv– Natur und Architektur – Bewegung und Statik – statt der einen richtigen lnterpretation gibt es Vieles, womit die Wahrnehmung experimentieren kann.“ Trotzdem – und darin liegt die Qualität der künstlerischen Arbeit – ist alles immer gleichzeitig da und beeinflusst sich permanent gegenseitig. SP