Anri Sala
20 May - 24 Jun 2006
ANRI SALA
20. Mai bis 24. Juni 2006
Anri Sala, geboren 1974 in Tirana, Albanien, verliess 1996 seine Heimat und ging nach Paris, heute lebt und arbeitet er in Berlin. Die gezeigte Arbeit „Ghost Games“ ist eine der wenigen Video-Arbeiten von Anri Sala, in der eine Folge von Bildern mit handlungsähnlicher Struktur gezeigt wird. Ansonsten herrschen in seinen Filmarbeiten eher statische Einstellungen vor, die auf einen Bildausschnitt fixiert sind, z.B. „Intervista“ von 1998 in dem seine Mutter über ihre politische Vergangenheit spricht, oder „Time after Time“, 2004, in dem die Kamera auf ein Pferd gerichtet ist, das unbeweglich an einem nächtlichen Strassenrand steht, während der Verkehr an ihm vorbeibraust. In den früheren Videos bezieht Sala eine fast historisch-dokumentarische Position, die sich mit der politischen und gesellschaftlichen Situation in seiner Heimat, aber auch anderswo, auseinandersetzt . In „Ghostgames“ sieht man ein Spiel von Licht und Dunkel, herumirrende Krebse an einem nächtlichen Strand, Menschen zwischen Faszination und Abwehr, die einen in den Bann ziehen. Die geisterhafte Bewegung der sogenannten „Ghost-Crabs“ und das flackernde Licht von Taschenlampen erzeugen eine unheimliche Dynamik und eine unmittelbare Spannung. Die Kamera bleibt bei der Nahaufnahme, es gibt keine Informationen über den Ort und das Umfeld des Geschehens. Erst nach und nach entdeckt man, dass es sich um ein Spiel handelt, bei dem es darum geht, eine Krabbe zwischen den Beinen des Gegenspielers hindurchzujagen. Anri Sala meint dazu: „In Ghost Games ist die nächtliche Szene mit den Krabben am Strand eindeutig mehr Spiel als Geschichte. Beim Spielen entstehen Spielfelder und Aktionen, Beziehungen und Szenarien, aber keine Geschichten.“(aus: Gespräch mit Jörg Heiser und Jan Verwoert, Frieze, no. 84, 2004) und „Ich bin daran interessiert, mich in meiner Arbeit jenen dunklen Regionen zu nähern, in denen Kultur und Natur aufeinander treffen, wo die Regel auf das Zwanglose, das Rationale auf das Irrationale, der Wunsch nach Kontrolle auf den Wunsch nach Kontrollverlust oder nach dem Nicht-Gewollten trifft.“ (aus: Gespräch mit Lynne Cooke, Parkett 73, 2005)
Zitat:
Sala: „...in Ghost Games the scene with crabs on a beach at night definitely has more to do with games than with narrative. Games create territory and action, relations and scenarios but no narratives..” in: Talk with Jörg Heiser and Jan Verwoert, Frieze, no. 84, 2004)
© Anri Sala, „Ghostgames“, 2002 (Video on DVD, 9’15’’)
20. Mai bis 24. Juni 2006
Anri Sala, geboren 1974 in Tirana, Albanien, verliess 1996 seine Heimat und ging nach Paris, heute lebt und arbeitet er in Berlin. Die gezeigte Arbeit „Ghost Games“ ist eine der wenigen Video-Arbeiten von Anri Sala, in der eine Folge von Bildern mit handlungsähnlicher Struktur gezeigt wird. Ansonsten herrschen in seinen Filmarbeiten eher statische Einstellungen vor, die auf einen Bildausschnitt fixiert sind, z.B. „Intervista“ von 1998 in dem seine Mutter über ihre politische Vergangenheit spricht, oder „Time after Time“, 2004, in dem die Kamera auf ein Pferd gerichtet ist, das unbeweglich an einem nächtlichen Strassenrand steht, während der Verkehr an ihm vorbeibraust. In den früheren Videos bezieht Sala eine fast historisch-dokumentarische Position, die sich mit der politischen und gesellschaftlichen Situation in seiner Heimat, aber auch anderswo, auseinandersetzt . In „Ghostgames“ sieht man ein Spiel von Licht und Dunkel, herumirrende Krebse an einem nächtlichen Strand, Menschen zwischen Faszination und Abwehr, die einen in den Bann ziehen. Die geisterhafte Bewegung der sogenannten „Ghost-Crabs“ und das flackernde Licht von Taschenlampen erzeugen eine unheimliche Dynamik und eine unmittelbare Spannung. Die Kamera bleibt bei der Nahaufnahme, es gibt keine Informationen über den Ort und das Umfeld des Geschehens. Erst nach und nach entdeckt man, dass es sich um ein Spiel handelt, bei dem es darum geht, eine Krabbe zwischen den Beinen des Gegenspielers hindurchzujagen. Anri Sala meint dazu: „In Ghost Games ist die nächtliche Szene mit den Krabben am Strand eindeutig mehr Spiel als Geschichte. Beim Spielen entstehen Spielfelder und Aktionen, Beziehungen und Szenarien, aber keine Geschichten.“(aus: Gespräch mit Jörg Heiser und Jan Verwoert, Frieze, no. 84, 2004) und „Ich bin daran interessiert, mich in meiner Arbeit jenen dunklen Regionen zu nähern, in denen Kultur und Natur aufeinander treffen, wo die Regel auf das Zwanglose, das Rationale auf das Irrationale, der Wunsch nach Kontrolle auf den Wunsch nach Kontrollverlust oder nach dem Nicht-Gewollten trifft.“ (aus: Gespräch mit Lynne Cooke, Parkett 73, 2005)
Zitat:
Sala: „...in Ghost Games the scene with crabs on a beach at night definitely has more to do with games than with narrative. Games create territory and action, relations and scenarios but no narratives..” in: Talk with Jörg Heiser and Jan Verwoert, Frieze, no. 84, 2004)
© Anri Sala, „Ghostgames“, 2002 (Video on DVD, 9’15’’)