Dominik Eggermann
23 Jul - 12 Oct 2013
© Dominik Eggermann
„Unsere Agenda heißt Widerstand“, 2013
Mixed media on acrylic glass, wooden frame
62,5 x 83 cm
„Unsere Agenda heißt Widerstand“, 2013
Mixed media on acrylic glass, wooden frame
62,5 x 83 cm
DOMINIK EGGERMANN
Vom Homunkulus
23. Juli - 31. August 2013
Natura naturata
13. September - 12. Oktober 2013
In direkter Abfolge zur Ausstellung „Vom Homunkulus“ diesen Sommers zeigt Galerie Sandra Bürgel nun „Natura naturata“ von Dominik Eggermann. Diese Setzung eines Paares hat sich nicht konzeptionell, sondern auf natürliche Art und Weise ergeben und drückt gleichwohl den Wunsch aus, den Rahmen der neuen Äußerung weiter zu fassen.
Möchte man einem Betrachter der gegenwärtigen Ausstellung die gewesene in aller Knappheit aus der Mitte des Raumes schildern so konzentrierte sich die erste auf Komposition, auf Linie und Strich (geblieben ist ein Bild), während in „Natura naturata“ die Koloristik hervortritt.
Der Homunkulus (lat.) ist ein ‚Menschlein’, und im weiteren Sinn ein künstlich geschaffenes ‚Helferlein’, eine konstruierte Zwischeninstanz. Immer, ob in alchemistischen, erkenntnis-wissenschaftlichen oder neuroanatomischen Zusammenhängen, deutet der Homunkulus auf den Versuch einer bildlichen Zuweisung hin sowie das Komponieren eines Mischungsverhältnisses zu dem er imstande sein soll.
Das Überbordende der Natur wird deutlich wenn man sagt, dass all das Natur ist, was nicht vom Menschen geschaffen wurde. Ob der Mensch dabei selbst zur Natur gehört ist umstritten. Auf die Frage hin, wo sich dann das Göttliche befindet sofern es keine Ausnahme darstellt, entwickelte Augustinus von Hippo die göttliche Gnade. Daraus sind zwei Naturen entstanden, die natura naturans, eine schaffende Substanz freier Ursache, sowie die natura naturata : erschaffene und erklärungsbedürftige Natur, die auch das Denken mit seinen Ausdehnungen in Vorstellung und Empfindung beinhaltet.
Der Maler Dominik Eggermann bereitet eine oder zwei handvoll Leinwände zugleich vor, die er dann manchmal über Jahre aufbaut. Er hört auf, wenn er „die Szenerie mit jedem weiteren Strich verlassen würde“. Die Textur, das Graphologische und die gestische Bewegung in der Malerei weisen auf seine Beschäftigung mit Formlosigkeit und Formwerdung. So gesehen gibt es eine Nähe zum Informel das man im Französischen auch Lyrische Abstraktion nennt. Der gemalte Versuch, eine Darstellung von der Zentralperspektive zu lösen, sowie den damit verbundenen Augpunkten, bringt Flächen mit veränderten Abstandsverhältnissen hervor. Licht und Schatten und damit Farbe werden in ihnen vom Dienste an der Dreidimensionalität entbunden. [1]
Daraus ergibt sich bei aller Stofflichkeit des Aufgetragenen eine Tendenz zur Auslöschung, ein Nullpunkt. „Vielleicht wird in den kommenden Jahren die Kommunikation noch einmal geschärft, aber das hilft dem Intellekt auch nicht“, sagte der Künstler vor kurzem in einem Gespräch.
Für die Arbeit „Unsere Agenda heißt Widerstand“ hat der Künstler seine (skulpturale) Palette gerahmt und einen gefundenen roten Sticker mit gleichlautender Parole auf das Passepartout geklebt. Offensichtlich hat die Arbeit sich einmalig ergeben. Man weiß nicht, vor oder nach einem Bild? Das solidarische PossessivPronomen erweist sich dabei als unbeständig: Der Widerstand, er kann sich auf ein widerspenstiges Material beziehen - gerade so als würde die Farbe selbst zum Künstler sprechen-, oder auf den zu überwindenden Gegenstand schlechthin - denn die Materialität der Farben ist exponiert-, oder auf die erstinstanzliche Verweigerung eines Bildes auch einem sozialen Körper gegenüber.
1. Nicht unerheblich ist in diesem Zusammenhang Dominik Eggermanns Tätigkeit als Programmier von Elektronenrechnern. Ein Datenträger ist kein statisches Gefüge, sondern auf ihm finden unaufhörlich Lese-, Schreib- und Löschoperationen statt. Formale Strukturen (Komponenten, Streuungen, Abweichungen, Amplituden, etc.) organisieren dort die Wirklichkeit zu n-dimensionalen Räumen.
Vom Homunkulus
23. Juli - 31. August 2013
Natura naturata
13. September - 12. Oktober 2013
In direkter Abfolge zur Ausstellung „Vom Homunkulus“ diesen Sommers zeigt Galerie Sandra Bürgel nun „Natura naturata“ von Dominik Eggermann. Diese Setzung eines Paares hat sich nicht konzeptionell, sondern auf natürliche Art und Weise ergeben und drückt gleichwohl den Wunsch aus, den Rahmen der neuen Äußerung weiter zu fassen.
Möchte man einem Betrachter der gegenwärtigen Ausstellung die gewesene in aller Knappheit aus der Mitte des Raumes schildern so konzentrierte sich die erste auf Komposition, auf Linie und Strich (geblieben ist ein Bild), während in „Natura naturata“ die Koloristik hervortritt.
Der Homunkulus (lat.) ist ein ‚Menschlein’, und im weiteren Sinn ein künstlich geschaffenes ‚Helferlein’, eine konstruierte Zwischeninstanz. Immer, ob in alchemistischen, erkenntnis-wissenschaftlichen oder neuroanatomischen Zusammenhängen, deutet der Homunkulus auf den Versuch einer bildlichen Zuweisung hin sowie das Komponieren eines Mischungsverhältnisses zu dem er imstande sein soll.
Das Überbordende der Natur wird deutlich wenn man sagt, dass all das Natur ist, was nicht vom Menschen geschaffen wurde. Ob der Mensch dabei selbst zur Natur gehört ist umstritten. Auf die Frage hin, wo sich dann das Göttliche befindet sofern es keine Ausnahme darstellt, entwickelte Augustinus von Hippo die göttliche Gnade. Daraus sind zwei Naturen entstanden, die natura naturans, eine schaffende Substanz freier Ursache, sowie die natura naturata : erschaffene und erklärungsbedürftige Natur, die auch das Denken mit seinen Ausdehnungen in Vorstellung und Empfindung beinhaltet.
Der Maler Dominik Eggermann bereitet eine oder zwei handvoll Leinwände zugleich vor, die er dann manchmal über Jahre aufbaut. Er hört auf, wenn er „die Szenerie mit jedem weiteren Strich verlassen würde“. Die Textur, das Graphologische und die gestische Bewegung in der Malerei weisen auf seine Beschäftigung mit Formlosigkeit und Formwerdung. So gesehen gibt es eine Nähe zum Informel das man im Französischen auch Lyrische Abstraktion nennt. Der gemalte Versuch, eine Darstellung von der Zentralperspektive zu lösen, sowie den damit verbundenen Augpunkten, bringt Flächen mit veränderten Abstandsverhältnissen hervor. Licht und Schatten und damit Farbe werden in ihnen vom Dienste an der Dreidimensionalität entbunden. [1]
Daraus ergibt sich bei aller Stofflichkeit des Aufgetragenen eine Tendenz zur Auslöschung, ein Nullpunkt. „Vielleicht wird in den kommenden Jahren die Kommunikation noch einmal geschärft, aber das hilft dem Intellekt auch nicht“, sagte der Künstler vor kurzem in einem Gespräch.
Für die Arbeit „Unsere Agenda heißt Widerstand“ hat der Künstler seine (skulpturale) Palette gerahmt und einen gefundenen roten Sticker mit gleichlautender Parole auf das Passepartout geklebt. Offensichtlich hat die Arbeit sich einmalig ergeben. Man weiß nicht, vor oder nach einem Bild? Das solidarische PossessivPronomen erweist sich dabei als unbeständig: Der Widerstand, er kann sich auf ein widerspenstiges Material beziehen - gerade so als würde die Farbe selbst zum Künstler sprechen-, oder auf den zu überwindenden Gegenstand schlechthin - denn die Materialität der Farben ist exponiert-, oder auf die erstinstanzliche Verweigerung eines Bildes auch einem sozialen Körper gegenüber.
1. Nicht unerheblich ist in diesem Zusammenhang Dominik Eggermanns Tätigkeit als Programmier von Elektronenrechnern. Ein Datenträger ist kein statisches Gefüge, sondern auf ihm finden unaufhörlich Lese-, Schreib- und Löschoperationen statt. Formale Strukturen (Komponenten, Streuungen, Abweichungen, Amplituden, etc.) organisieren dort die Wirklichkeit zu n-dimensionalen Räumen.