Sandra Bürgel

Lutz Braun und Sebastian Hammwöhner

18 Nov 2014 - 10 Jan 2015

Installation view
LUTZ BRAUN UND SEBASTIAN HAMMWÖHNER
Les Feulies
18 November 2014 – 10 Januar 2015

Die Ausstellung mit dem gestaltbaren Titel „Les Feulies“ von Lutz Braun und Sebastian Hammwöhner zeigt vor allem neue Gemeinschaftswerke.
Die beiden haben nicht nur eine Ausstellung miteinander konzipiert, sondern zusammen Bilder gemalt, hin und wieder zeitversetzt der eine lieber tags und der andere lieber nachts. Dass eine dieserlei aus zweierlei Handschriften konditionierte Malerei einem zufälligen ‚Cadavre Exquis’ überlassen wäre, ist wohl laienhafter Irrglaube, ihre Grundlagen unterscheiden sich nur unwesentlich von denen guter Kunstbetrachtung: Nachempfindung, Abstimmung, Präzision, Vokabular, usw. Allerdings sieht es so aus, als habe der Gedanke, ein Reservoir entstehen zu lassen, das sonst nicht existierte, sich als Gelassenheit in die Werke hinein getragen. Manche der abstrakten Kompositionen wirken leichter als im Partikularwerk, Farbklänge und Strichführungen gelöst, und sind auf eine zarte Art und Weise der Allgemeinheit zugetan.

Nach Material- oder Motiv-Vorlieben befragt beziehen sich beide Künstler auf ganz eigene, auch frühfamiliäre Erinnerungen, die sich gewissermaßen physisch eingeprägt haben. Beide hegen eine Aufmerksamkeit für das typischerweise ‚Abgeliebte’ der Menschen, mit allen liebevollen (selbst lieblichen) und boshaften Aspekten. Lutz Braun verwendet stoffliche Dinge aus seiner nahen Umgebung als Malgründe: alten Teppich, gefundenes Holz, Stoffrest, Leinwand. Darauf trägt er in surrealen Verschiebungen entlebte Welten auf, Wasser wo keins sein sollte, geisterhafte Natur, Gemäuer und vereinzelte Menschen, die ihrer Verlorenheit entgegen gehen. Aber ihr dürres Grauen ist mit einem so sanften Pinsel und Farben wiedergegeben, dass es in jenem Moment zu implodieren wirkt. Sebastian Hammwöhners Werk umfasst Zeichnung, Malerei und landschaftlich ausgeformte Rauminstallation. Eine Werkgruppe, auf die er sich in der letzten Zeit konzentriert, besteht aus Teppichen in Ölkreide auf schwarzem Grund. Es sind keine detailgenauen Abbildungen von verschlissenen Gabbehs, Kazaks oder Kelimfragmenten - deren Muster, Symbole und Farben einer strengen, ursprünglich nomadisch entstandenen Tradition und Verwendung entstammen -, sondern weiterentwickelte bzw. reduzierte Versatzstücke, die über ihr Trompe-l’œil hinaus zu leuchtenden Nachbildern aus Farbstaub werden. Ihre malerische Qualität wird von einem humorvoll durchblitzenden Ordnungswille untermauert.

Kennengelernt haben sich die Künstler vor zwölf Jahren, engere Wegbegleiter sind sie seit sechs Jahren, zusammen gearbeitet haben sie bisher nicht. Lutz Braun ließ vor einigen Jahren mit Kai Althoff Environments entstehen; „Kolten Flynn“ - eine eingerichtete und angemalte Wohnung - wurde auf der 4. Berlin Biennale 2006 gezeigt. Sebastian Hammwöhner zeigte mit Dani Jakob und Gabriel Vormstein gemeinsame Installationen; „I cannot forward, or rewind, ..., let the wind catch a rainbow on fire“ von Hammwöhner, Jakob und Vormstein wurde ebenso auf der Berlin Biennale 2006 gezeigt und reiste in jeweils veränderter Form ins Kunsthaus Glarus und in die Paul Thek Ausstellung des ZKM Karlsruhe.
 

Tags: Kai Althoff, Lutz Braun, Sebastian Hammwöhner, Dani Jakob, Paul Thek, Gabriel Vormstein