September

Nebbione

08 Feb - 08 Mar 2014

Nebbione, Ausstellungsansicht
NEBBIONE
Stephanie Kloss, Mario Brandão, Bobby Kolade
8 February - 8 March 2014

Wir freuen uns im SEPTEMBER/CONTAINER Nebbione, eine neue Serie der Berliner Fotokünstlerin Stephanie Kloss, Keramiken von Mario Brandão und Stücke aus der Kollektion von Bobby Kolade präsentieren zu können.

Für ihr Projekt Nebbione reiste Stephanie Kloss in die Villa Riesenfeldt bei Mantua, in der 1975 die Innenaufnahmen zu Pier Paolo Pasolinis Film Salo – Die 120 Tage von Sodom gedreht wurden. Salo war der letzte Film des noch im Erscheinungsjahr ermordeten Regisseurs und gilt wegen der offenen Darstellung von Vergewaltigung, Folter und Mord bis heute als eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte. Er basiert auf dem Buch Die 120 Tage von Sodom des Marquis de Sade, dessen Handlung Pasolini in das faschistische Italien verlegt.

Vier Vertreter des untergehenden Regimes halten eine Gruppe von jungen Männern und Frauen in einem Anwesen gefangen, um an ihnen hemmungslos ihre Triebe und Macht auszuleben und sie dann zu töten. In der Erzählstruktur lehnt sich Pasolini auch an Dantes Inferno an: Der Film ist in drei Segmente geteilt, die Höllenkreise der Leidenschaft, der Scheiße und des Blutes, von denen aus Parallelen zur Vorhölle der Göttlichen Komödie gezogen werden können.

Salo geht weit über einen Kommentar zu de Sade oder den Faschismus hinaus, sondern reflektiert Zusammenhänge zwischen Macht, Moderne, Dekadenz und die Grenzen menschlicher Rationalität. Eine wichtige Rolle in Pasolinis Film spielt dabei das kongeniale Produktionsdesign Dante Ferretis. Die Räume der Villa wurden mit moderner Kunst und Design ausgestattet, darunter Original-Gemälde, Möbel und Wandbilder des Kubismus, Futurismus und des Bauhauses. Während sie sich sexuell an den Folterungen erregen, sitzen die Faschisten auf Art-Nouveau-Stühlen von Charles Rennie Mackintosh.

In ihren fotografischen Arbeiten hat Stefanie Kloss sich immer wieder mit der Architektur und der Geschichte der Moderne und Nachkriegsmoderne auseinandergesetzt und dabei ikonische Bauwerke und Innenausstattungen fotografiert. Hierbei interessiert sie sich ebenso für die räumliche Konstruktion und Repräsentation von Utopie wie auch für den Verfallsprozess der einst ambitionierten Projekte. Mit Nebbione widmet sie sich einem gleichermaßen realen wie fiktiven Ort. 40 Jahre nach Abschluss der Dreharbeiten besucht sie die Villa Riesefeldt und hält Eindrücke des verfallenen Originalschauplatzes und seiner Umgebung fest. Parallel dazu zeigen ihre Collagen die menschenleeren Settings des Films in Nahaufnahmen und Totalen. Der Blick konzentriert sich ganz auf das visuelle Vokabular von Kamera, Architektur und Ausstattung, die eine Metaebene zur eigentlichen Handlung bilden.

Parallel zur Ausstellung von Stephanie Kloss präsentieren wir Arbeiten des brasili-anischen Keramikers und Künstlers Mario Brandão. Brandão begann seine Laufbahn als Keramiker 1985 in São Paulo und zog Beginn der 1990er Jahre nach New York, wo er als dekorativer Dekorationsmaler und Möbelrestaurator arbeitete. 2008 eröffnete er in Berlin-Neukölln seine Keramikwerkstatt; in der er auch restaurierte und überarbeitete Mid-Century-Möbel sowie Objekte, Vasen und Keramiken ausstellt, die er auf der ganzen Welt sammelt. Einen weiteren Schwerpunkt bilden in Westdeutschland gefertigte, farbige Keramikvasen aus den 1950ern und 1960ern. Bei SEPTEMBER zeigt er eine Installation mit weißem Porzellangeschirr.

Seit der Präsentation seiner ersten Kollektion im April 2013 gilt Bobby Kolade als einer der vielversprechendsten jungen Designer Berlins: Im Sommer 2013 gewinnt das Label einstimmig den begehrten ‚Start Your Fashion Business’ Preis, im Herbst desselben Jahres debütiert die Kollektion in Paris im Berlin Showroom und für Frühjahr 2014 ist die Eröffnung eines eigenen Onlineshops anvisiert.1987 als Kind deutsch-nigerianischer Eltern im Sudan geboren, wuchs Bobby Kolade Eltze zunächst in Uganda auf. 2005 zog er nach Berlin, wo er an der Kunsthochschule Weißensee Mode-Design studierte. Seine Fertigkeiten vertiefte er in Paris bei Maison Martin Margiela und Balenciaga in den Jahren 2010 bis 2012. Zum zweiten Mal zeigt er nun exklusiv im SEPTEMBER/CONTAINER eine Auswahl seiner Kollektion.
 

Tags: Pier Paolo Pasolini