Hoda Tawakol
03 Sep - 22 Oct 2011
HODA TAWAKOL
Harem
3. September - 22. October 2011
Die Galerie Sfeir-Semler (Hamburg) freut sich Sie am Freitag dem 2. September um 19 Uhr zu zwei Einzelschauen, F.C. GUNDLACH Zeitgeist Nah-Ost in den 50er und 60er Jahren und HODA TAWAKOL Harem in Anwesenheit der Künstler einzuladen. Die Ausstellungen sind eine leicht veränderte Übernahme der Parallelausstellungen beider Künstler, die wir im April dieses Jahres in Beirut gezeigt haben .
Wir sind stolz den Fotografen F.C. GUNDLACH gerade im Jahr seines 85-jährigen Geburtstags mit einer weiteren Einzelausstellung präsentieren zu können. Die Hamburger Exponate sind eine Auswahl aus seiner Schau in der Sfeir-Semler Gallery/Beirut im Frühjahr 2011. Die für unsere Ausstellung ausgesuchten Photos nehmen den Betrachter mit auf eine Reise in den Orient! Der Focus liegt dabei auf Modefotografien, entstanden im Libanon und Ägypten der späten 50er und 60er Jahre, dem sogenannten "Golden Age" von Beirut und Kairo. Sie veranschaulichen Gundlachs spezifische Auffassung von Modefotografie: Es ging ihm nie darum ein Kleidungsstück einfach zu fotografieren, sondern immer darum den Zeitgeist zu dokumentieren, wie er sich auch und vor allem in der Mode manifestiert. Diese Photos wurden meist nicht im Studio bei Kunstlicht, sondern bei Tages- oder bei nächtlicher Beleuchtung, auf der Strasse, in der Natur, an fernen "locations" gemacht, in Konfrontation mit Technologie (Autos, Flugzeuge) oder Architektur! Seine Fotografien reflektieren deshalb neben den Moden und Schönheitsvorstellungen immer auch Einflüsse des aktuellen Lebensgefühls und der zeitgenössischen Kunst. So präsentiert Gundlach beispielsweise die Courrege Mode der 60er Jahre als Phänomen der geometrisch-architekturalen Op Art vor der Inkarnation geometrischer Architektur: den antiken Pyramiden der ägyptischen Pharaonen!
F.C. Gundlach wurde 1926 in Heinebach geboren und studierte von 1947-1949 bei Rolf W. Nehrdich an der Akademie für Moderne Lichtbildkunst in Kassel. Seit Ende der 40er bis in die 80er Jahre arbeitete er für viele Magazine, u.a. für Elegante Welt, Film und Frau, Revue, Stern und Brigitte. Als Gründer der CC (Creative Color) und der PPS (Professional Photo Service) in Hamburg brachte FCG in den 60er Jahren die professionelle Farb- und Studio-Technologie aus den USA nach Deutschland. Seit den 70er Jahren war FCG auch als Galerist und Kurator tätig, gründete 2000 die F.C. Gundlach Stiftung und drei Jahre später das Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg. FCG war Professor an der HdK, Berlin und ist Ehrenprofessor der HfBK, Hamburg, er wurde mit verschieden Preisen und Ehrungen ausgezeichnet.
In unseren Hamburger Galerieräumen im 1. Stock präsentieren wir nach ihrer ersten Soloschau 2011 in der Sfeir-Semler Gallery/Beirut mit Harem die zweite Einzelausstellung der ägyptischen Künstlerin HODA TAWAKOL. Es werden Arbeiten aus der Beiruter Show und neue Arbeiten gezeigt. Am Samstag, den 3. September um 17 Uhr wird Hoda Tawakol in unseren Galerieräumen und in der Produzentengalerie in ihre Arbeiten einführen.
Das Werk Hoda Tawakols reflektiert ihren biografischen Hintergrund zwischen den Kulturen des Nahen Ostens und des Westens. Dabei geht es ihr insbesondere darum tradierte Zuschreibungen des Weiblichen zu hinterfragen. Die künstlerischen Arbeitsmaterialien, der sie sich bedient, stammen nicht aus dem Kunstbedarfsladen, sondern aus dem Lebensalltag: Stretch-Stoffe, Bikini-Stoffe, Nähgarn, Nylon, Kunsthaar, Leder, Luftballons, Barbiepuppen. Sie spannt die Stoffe über Keilrahmen, die Sie wiederum zerschneidet, vernäht, zerstört und zu Quilts und Patchworks zusammenfügt. Sie thematisiert Bekleidung, Mashrabiyas oder verhüllende Überlappungen. Deren Farbigkeit wird offensiv als Gegensatz zum schwarzen Shador der verhüllten Frauen im orthodoxen Islam eingesetzt.
In Ihren Skulpturen - es sind Masken aus Haar oder Gesichtsrüstungen, Barbiepuppen, Falkenhauben aus Filz oder Leder - hinterfragt Sie die Verdeckung, die aufgezwungene Bekleidung der verhüllten Frauen, die nur durch den Mann existieren darf, die Frau als Gefangene, und nicht zuletzt Ihre Stellung in einer Männerwelt!
Bei den Barbiepuppen entreißt Tawakol diese umstrittene westliche Schönheitsikone fast gewaltsam der vertrauten Spielzeugsphäre und stellt sie in einen ganz neuen Kontext, der durch eines ihrer Hauptthemen definiert wird: die Dynamik des Zeigens und Verdeckens. Die Puppe wird mit Stretch-Stoff verhüllt, der wie eine zweite Haut den Puppenkörper umspannt, ohne Ihr einen freien Blick oder die Freiheit der Bewegung zu erlauben. Das im arabischen Raum als Symbol für Weiblichkeit zunehmend verhüllte Haar wird selbst zum Schleier. Diese Umkehrung von Verdecken und Sichtbarmachung wird zum großen Haargeflecht, zu Strähnen, die sich dann von einem Punkt wuchernd und bedrohlich auf der Wand ausbreiten. Diese Haarskulpturen sind gleichsam Rüstungen, die innen leer sind und nichts mehr verdecken. Die mannskopfgroßen Falkenhauben, eigentlich dazu da den Jagdtrieb des Raubvogels zu bändigen, werden bei ihr zu Masken, die den Blick des Trägers - ob Mann oder Frau - einsperren.
Hoda Tawakol wurde 1968 in London geboren, hat ägyptische Eltern, wuchs in Paris auf und studierte seit 2006 an der HfBK in Hamburg in der Klasse von Andreas Slominski. 2011 machte sie ihr Diplom. Hoda Tawakol lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Harem
3. September - 22. October 2011
Die Galerie Sfeir-Semler (Hamburg) freut sich Sie am Freitag dem 2. September um 19 Uhr zu zwei Einzelschauen, F.C. GUNDLACH Zeitgeist Nah-Ost in den 50er und 60er Jahren und HODA TAWAKOL Harem in Anwesenheit der Künstler einzuladen. Die Ausstellungen sind eine leicht veränderte Übernahme der Parallelausstellungen beider Künstler, die wir im April dieses Jahres in Beirut gezeigt haben .
Wir sind stolz den Fotografen F.C. GUNDLACH gerade im Jahr seines 85-jährigen Geburtstags mit einer weiteren Einzelausstellung präsentieren zu können. Die Hamburger Exponate sind eine Auswahl aus seiner Schau in der Sfeir-Semler Gallery/Beirut im Frühjahr 2011. Die für unsere Ausstellung ausgesuchten Photos nehmen den Betrachter mit auf eine Reise in den Orient! Der Focus liegt dabei auf Modefotografien, entstanden im Libanon und Ägypten der späten 50er und 60er Jahre, dem sogenannten "Golden Age" von Beirut und Kairo. Sie veranschaulichen Gundlachs spezifische Auffassung von Modefotografie: Es ging ihm nie darum ein Kleidungsstück einfach zu fotografieren, sondern immer darum den Zeitgeist zu dokumentieren, wie er sich auch und vor allem in der Mode manifestiert. Diese Photos wurden meist nicht im Studio bei Kunstlicht, sondern bei Tages- oder bei nächtlicher Beleuchtung, auf der Strasse, in der Natur, an fernen "locations" gemacht, in Konfrontation mit Technologie (Autos, Flugzeuge) oder Architektur! Seine Fotografien reflektieren deshalb neben den Moden und Schönheitsvorstellungen immer auch Einflüsse des aktuellen Lebensgefühls und der zeitgenössischen Kunst. So präsentiert Gundlach beispielsweise die Courrege Mode der 60er Jahre als Phänomen der geometrisch-architekturalen Op Art vor der Inkarnation geometrischer Architektur: den antiken Pyramiden der ägyptischen Pharaonen!
F.C. Gundlach wurde 1926 in Heinebach geboren und studierte von 1947-1949 bei Rolf W. Nehrdich an der Akademie für Moderne Lichtbildkunst in Kassel. Seit Ende der 40er bis in die 80er Jahre arbeitete er für viele Magazine, u.a. für Elegante Welt, Film und Frau, Revue, Stern und Brigitte. Als Gründer der CC (Creative Color) und der PPS (Professional Photo Service) in Hamburg brachte FCG in den 60er Jahren die professionelle Farb- und Studio-Technologie aus den USA nach Deutschland. Seit den 70er Jahren war FCG auch als Galerist und Kurator tätig, gründete 2000 die F.C. Gundlach Stiftung und drei Jahre später das Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg. FCG war Professor an der HdK, Berlin und ist Ehrenprofessor der HfBK, Hamburg, er wurde mit verschieden Preisen und Ehrungen ausgezeichnet.
In unseren Hamburger Galerieräumen im 1. Stock präsentieren wir nach ihrer ersten Soloschau 2011 in der Sfeir-Semler Gallery/Beirut mit Harem die zweite Einzelausstellung der ägyptischen Künstlerin HODA TAWAKOL. Es werden Arbeiten aus der Beiruter Show und neue Arbeiten gezeigt. Am Samstag, den 3. September um 17 Uhr wird Hoda Tawakol in unseren Galerieräumen und in der Produzentengalerie in ihre Arbeiten einführen.
Das Werk Hoda Tawakols reflektiert ihren biografischen Hintergrund zwischen den Kulturen des Nahen Ostens und des Westens. Dabei geht es ihr insbesondere darum tradierte Zuschreibungen des Weiblichen zu hinterfragen. Die künstlerischen Arbeitsmaterialien, der sie sich bedient, stammen nicht aus dem Kunstbedarfsladen, sondern aus dem Lebensalltag: Stretch-Stoffe, Bikini-Stoffe, Nähgarn, Nylon, Kunsthaar, Leder, Luftballons, Barbiepuppen. Sie spannt die Stoffe über Keilrahmen, die Sie wiederum zerschneidet, vernäht, zerstört und zu Quilts und Patchworks zusammenfügt. Sie thematisiert Bekleidung, Mashrabiyas oder verhüllende Überlappungen. Deren Farbigkeit wird offensiv als Gegensatz zum schwarzen Shador der verhüllten Frauen im orthodoxen Islam eingesetzt.
In Ihren Skulpturen - es sind Masken aus Haar oder Gesichtsrüstungen, Barbiepuppen, Falkenhauben aus Filz oder Leder - hinterfragt Sie die Verdeckung, die aufgezwungene Bekleidung der verhüllten Frauen, die nur durch den Mann existieren darf, die Frau als Gefangene, und nicht zuletzt Ihre Stellung in einer Männerwelt!
Bei den Barbiepuppen entreißt Tawakol diese umstrittene westliche Schönheitsikone fast gewaltsam der vertrauten Spielzeugsphäre und stellt sie in einen ganz neuen Kontext, der durch eines ihrer Hauptthemen definiert wird: die Dynamik des Zeigens und Verdeckens. Die Puppe wird mit Stretch-Stoff verhüllt, der wie eine zweite Haut den Puppenkörper umspannt, ohne Ihr einen freien Blick oder die Freiheit der Bewegung zu erlauben. Das im arabischen Raum als Symbol für Weiblichkeit zunehmend verhüllte Haar wird selbst zum Schleier. Diese Umkehrung von Verdecken und Sichtbarmachung wird zum großen Haargeflecht, zu Strähnen, die sich dann von einem Punkt wuchernd und bedrohlich auf der Wand ausbreiten. Diese Haarskulpturen sind gleichsam Rüstungen, die innen leer sind und nichts mehr verdecken. Die mannskopfgroßen Falkenhauben, eigentlich dazu da den Jagdtrieb des Raubvogels zu bändigen, werden bei ihr zu Masken, die den Blick des Trägers - ob Mann oder Frau - einsperren.
Hoda Tawakol wurde 1968 in London geboren, hat ägyptische Eltern, wuchs in Paris auf und studierte seit 2006 an der HfBK in Hamburg in der Klasse von Andreas Slominski. 2011 machte sie ihr Diplom. Hoda Tawakol lebt mit ihrer Familie in Hamburg.