Sommer & Kohl

Jeroen Jacobs

14 Jan - 25 Feb 2012

installation view, Sommer & Kohl, 2012
JEROEN JACOBS
JJ
14 January – 25 February, 2012

Wenn man das Studio von Jeroen Jacobs betritt, ist zunächst unklar, welche der herum stehenden und liegenden Gegenstände und Materialanordnungen als Werke, und welche als Atelierartefakte zu betrachten sind. Man begreift schnell, dass diese Verunsicherung System hat, dass man sich in der Werkstatt eines Künstlers befindet, der den Grenzbereich zwischen alltäglicher und künstlerischer Form erforscht.

Jacobs' Konstellationen aus gefundenen und gekauften Materialien verdanken sich gezielter, sparsamer Eingriffe, mit denen er das banale Material zusammenstellt. Neben Beton benutzt Jacobs in den letzten Jahren verschiedene Materialien. Er setzt sie meist als Produkte an sich, Halbfertigprodukte oder deren Reste ein, so benutzt er z.B. Ofenrohre, Joghurtbecher, Plastikplanen, Stoffe, Metallgestänge, abgesägte Tischbeine, Bonbonpapierchen oder auch schon mal einen Spiegelschrank aus dem Badezimmer. Jacobs' ökonomischer Einsatz von definierenden, gestalterischen Gesten tut genau so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig ist, um einen neuen Bezugsrahmen für diese verschiedenen Gegenstände und Materialien herzustellen.

Das Schlüsselelement seiner ersten Einzelausstellung bei Sommer & Kohl ist für Jacobs ein Hammer, der seine Initialien trägt. Sein Vater hat ihm diesen Hammer zum Akademiestart mitgegeben und „JJ“ eigenhändig hinein gestanzt. Überrascht von der Kette persönlicher Referenzen dieses lange benützten Werkzeugs, begann er, mit dem Hammer eine Reihe von Stahl- und Aluminiumrohren zu bearbeiten. In dieser neuen Werkgruppe reduziert Jacobs den „gestalterischen“ Akt auf das schiere, rhythmische Einschlagen auf das Material, welches sich durch den Prozess verwindet, verdreht und verformt. Trotz dieser Lapidarität ist die Deformation gerade noch spezifisch genug, um einen gestalterischen Willen sichtbar zu machen.

In der Arbeit von Jacobs handelt es sich um skulpturale Belange, das Potential der Geste, des Materials und des Atelierraumes. Es bleibt auch immer eine Unvollkommenheit, etwas Unzureichendes, haften, ein Rest von banaler Alltäglichkeit, der in allen seinen Arbeiten verhandelt und ausbalanciert wird. In den neuen Skulpturen ist der Akt des Hämmerns ein solcher Rest, ein kruder, körperlicher Vorgang, der die Verwandlung des Stahlrohres in eine Skulptur nicht vollständig leistet und den performativen Aspekt des künstlerischen Produktionsprozesses betont.

Jeroen Jacobs (1968, NL) lebt und arbeitet in Berlin. In den letzten Jahren hat er seine Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen unter anderem in der Berlinischen Galerie, im Georg-Kolbe-Museum, Kunstraum Kreuzberg /Bethanien, Autocenter und NGBK in Berlin sowie der Cacaofabriek in Helmond (NL) gezeigt. Im März eröffnet seine Ausstellung bei OSLO10, Basel (CH). Sommer & Kohl wird eine Einzelpräsentation mit neuen Arbeiten auf der Art Rotterdam vom 8. – 12. Februar zeigen. Für weitere Informationen und/oder Abbildungen kontaktieren Sie bitte Sommer & Kohl.
 

Tags: Jeroen Jacobs, Georg Kolbe