Stefanie Bender

Carlos De los Ríos / Moritz Walser

24 May - 01 Jun 2014

CARLOS DE LOS RÍOS / MORITZ WALSER
24.05.2014 - 01.06.2014

Wir beleben Leerstand!

In einem Gebäude am Tassiloplatz 7, wo bis vor kurzem noch Büros waren, zieht jetzt für zehn Tage die Galerie Stephanie Bender mit einer Ausstellung der zwei Münchner Künstler Carlos De los Ríos und Moritz Walser ein. Für begrenzte Zeit werden die „anderen Räume“ zum Ausstellungsraum und die Herausforderung angenommen, die Besucher in eine Stimmung zu versetzen, die sie aufnahmebereit für den Kunstgenuss macht.

Beide Künstler lassen in der Ausstellung „Morast“ einen tiefen Naturbezug erkennen, wenn auch auf völlig unterschiedliche Art und Weise. Während Carlos De los Rios’ Bilder sowohl im Malvorgang als auch im Motiv sehr feucht, wässrig und auf den ersten Blick aufgrund der sich auflösenden Konturen undefinierbar erscheinen, konfrontiert uns Moritz Walser direkt mit einem realen, unverändert aus der Natur entnommenem Gegenstand.

Die neuen Bilder von Carlos De los Ríos lassen den Betrachter in eine üppige, urwaldartige Landschaft eintauchen. Hierbei spielt weniger eine erzählerische Komponente eine Rolle; vielmehr geht es um die Malerei an sich. Näherte sich der Künstler in früheren Arbeiten der Malerei oft durch einen eher zeichnerischen Ansatz, in dem die Bilder schichtweise aufgebaut wurden, so findet nun ein Gegenteiliger Prozess statt. Auch wenn seine Malweise weiterhin sehr unmittelbar und expressiv ist, nimmt De los Rios nun mit einem lasierenden, fast aquarellartigen Duktus die Farbe Stück für Stück von der Leinwand ab. Aus dieser Dekonstruktion heraus entstehen Körperfragmente und schemenhafte Kreaturen, die oftmals mehr zu erahnen sind, als dass sie sich wirklich materiell manifestieren.

Moritz Walser löst in seiner raumgreifenden Installation am Tassiloplatz wie so oft einen alltäglichen Gegenstand aus dem uns vertrauten Kontext. Eine 8 Meter lange Fichte inklusive Wurzelballen verkeilt sich schräg in einem hohen Fenster einer die beiden Ausstellungsräume trennenden Wand. Der Baum ragt durch das Fenster hindurch und verbindet so die beiden Räume. Ein Fenster im Innenraum, durch das man aber nicht hindurch sehen kann - ein Baum im Ausstellungsraum, von dem wir entweder nur den Stamm oder nur die Spitze betrachten können: beides sind wir so nicht gewohnt, beides ermöglicht uns neue Blickrichtungen.

Carlos De los Ríos geboren 1974 in Santafé de Bogotá, Kolumbien lebt und arbeitet in München. Carlos De los Ríos, der an der Münchner Kunstakademie bei Markus Oehlen als Meisterschüler diplomierte, nahm bereits an zahlreichen Ausstellungen teil, u.a. im Museum Abteil Liesborn, Wadersloh-Liesborn und im Chelsea Art Museum , New York. Seine Werke befinden sich unter anderem in folgenden Sammlungen: SØR Rusche Sammlung, Oelde/Berlin, Sammlung AGRO, Linz, Sammlung Osram, München und BMW München. Der deutsch-kolumbianische Künstler Carlos De los Ríos kreiert mit einer kraftvollen, unmittelbaren Malerei bizarr wirkende Bildwelten. In seinen surrealen, farbintensiven Bildräumen tauchen figurative Gestalten und animalische Wesen auf.

Moritz Walser wurde 1981 in München geboren und studierte von 2003 bis 2011 an der Akademie der Bildenden Künste in München, die er erfolgreich bei Prof. Nikolaus Gerhart abschließt. Zwischen 2007 – 2008 studierte er an der Okinawa Prefectural University of Arts in Naha / Okinawa in Japan. Der Künstler lebt und arbeitet in München. Seine Arbeiten waren bereits in Korea, Portugal, Japan und Litauen zu sehen. 2007 wurde Moritz Walser mit dem „Jasso-Stipendium“ des japanischen Staates, und 2010 im Deloitte Kleinplastik-Wettbewerb mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Seine Werke sind bereits in zahlreichen Sammlungen vertreten. Die Arbeit von Moritz Walser zeichnet sich besonders dadurch aus, Konstruktionen zu bauen die den Betrachtern durch ihre eigenartige Funktion eine neue Dimension der Wahrnehmung erschließen.

Anna Wondrak
 

Tags: Markus Oehlen, Carlos De Los Ríos