Benjamin Houlihan
13 Jun - 26 Jul 2008
Wohnung Phillip, November 2005
Kompletter Besitz eines in Deutschland verstorbenen Amerikaners, geschichtet zu einem Kubus
Verschiedenste Materialien
Kompletter Besitz eines in Deutschland verstorbenen Amerikaners, geschichtet zu einem Kubus
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Die etwas andere Sicht auf die Dinge
Einen Lichteinfall haptisch greifbar machen zu wollen erscheint zunächst als ein schwieriges, eigentlich undenkbares Unterfangen, ist Licht doch etwas immaterielles, leichtes, das kein Volumen im dreidimensionalen Sinne einer Skulptur herausbildet. Ausgesprochen positiv besetzt, wird Licht und seine Wirkung in den räumlichen Situationen unseres Alltags maximal zu einem markanten Formenspiel, jedoch nicht plastisch wahrgenommen.
Bei Benjamin Houlihan (1975), Meisterschüler Georg Herolds, dessen Arbeit erstmalig in einer Einzelausstellung gezeigt wird, verkehrt sich diese Wahrnehmung in ihr Gegenteil, denn im Grunde ein bestimmtes Raumvolumen umschreibend oder einhüllend, nimmt der Lichteinfall für ihn eine konkrete Gestalt an, die es dann zu materialisieren gilt. Die Ausgangsidee entlehnt dabei zunächst vielmehr den beobachtbaren Einflüssen des Lichtes als dem Licht selbst und motiviert Arbeiten wie Philipps Stuhl, der von seinem eigenen in Gips transferierten Schattenwurf flankiert wird. Basiert diese Licht-Schatten-Situation noch auf der Einwirkung des natürlichen Sonnenlichtes, arbeitet Houlihan bei seinen aktuellen Arbeiten mit dem strahlenförmigeren Lichteinfall künstlicher Lichtquellen durch ein Fenster bei Nacht. Die Zielsetzung ist die aus der exakten Ausmessung des Lichteinfalls vom Fenster bis zum Boden hervorgehende formale Materialisierung einerseits sowie die bestmögliche artifizielle Nachahmung seiner ästhetischen Wirkung andererseits. Um letzterer zu entsprechen, überzieht Houlihan die Oberfläche seiner Aluminium-Skulpturen mit einem sogenannten Flip-Flop-Lack, der das Licht in seine Farbspektren aufbricht und die Skulptur maximal glänzen und abhängig vom jeweiligen Blickwinkel und den Lichtverhältnissen changieren lässt, so das ihre eigentliche Farbgebung nur schwer zu fassen ist. Dass die unkontrollierbare Wirkung des Lichtes auf die Skulptur ein kalkulierter Effekt ist, ergibt eine paradoxe Dopplung, denn im Grunde erzeugt es seinen eigenen Glanz, generiert seine eigene momenthafte Wirkung.
Benjamin Houlihan konterkariert jedoch nicht nur unsere Sehgewohnheiten indem er sichtbar macht, was wir nicht sehen, sondern auch indem er dem vermeintlichen Unbedeutenden und Alltäglichen, das wir über- oder nicht mehr sehen, einen eigenen ästhetischen und bedeutungstragenden Wert zuspricht. Humorvoll, bisweilen ironisch wird ein in ein übermenschliches Format übersetztes Detail des Wasserbehälters eines Bügeleisens gegen die Wand gelehnt zu Johannes dem Täufer (2003). Dass seine Frau hingegen (seine Frau weiter hinten, 2005), die ebenfalls gestützt als undefinierbares, maschinell anmutendes schwarzes Objekt obwohl im gleichen Maßstab vergrößert, im direkten Vergleich dennoch zu klein, ‚weiter hinten’ steht, ist für Houlihan logische Konsequenz. Diesem veristischen Anspruch entsprechend, muss das 2008 entstandene Kind der biblischen Familie „physiognomische“ Eigenheiten beider Elternteile wiederaufnehmen und kann - aus einer schwarz-weißen Mischehe hervorgegangen - nur braun sein, steht jedoch in seiner gleichzeitig individuellen Form in der neuen Generation eigenständig, ohne stützende Hilfsmittel. Die zum Teil enorme, für den Betrachter zunächst absurde Größe der Skulpturen ist Ausdruck der biblisch-historischen Größe der Namensgeber, verändert dabei jedoch nicht nur den Blick auf den alltäglichen, meist zufällig entdeckten Gegenstand, sondern modifiziert die gesamte Raumwahrnehmung.
Sich in erster Linie als Bildhauer verstehend umfasst die Arbeit Houlihans neben Skulpturen auch Installationen sowie Zeichnungen und reicht bis ins Performative, wobei die rationalen, berechnenden Überlegungen aus denen seine Skulpturen hervorgehen, in seinen Zeichnungen einer spürbaren Emotionalität weichen. Unabhängig von welchem Medium bis hin zur Präsentation der Arbeiten selbst, wird dabei der Bruch mit wahrnehmungstechnischen Erfahrungswerten und konventionellen Sichtweisen zur Konstante.
Uta Ruhkamp
Einen Lichteinfall haptisch greifbar machen zu wollen erscheint zunächst als ein schwieriges, eigentlich undenkbares Unterfangen, ist Licht doch etwas immaterielles, leichtes, das kein Volumen im dreidimensionalen Sinne einer Skulptur herausbildet. Ausgesprochen positiv besetzt, wird Licht und seine Wirkung in den räumlichen Situationen unseres Alltags maximal zu einem markanten Formenspiel, jedoch nicht plastisch wahrgenommen.
Bei Benjamin Houlihan (1975), Meisterschüler Georg Herolds, dessen Arbeit erstmalig in einer Einzelausstellung gezeigt wird, verkehrt sich diese Wahrnehmung in ihr Gegenteil, denn im Grunde ein bestimmtes Raumvolumen umschreibend oder einhüllend, nimmt der Lichteinfall für ihn eine konkrete Gestalt an, die es dann zu materialisieren gilt. Die Ausgangsidee entlehnt dabei zunächst vielmehr den beobachtbaren Einflüssen des Lichtes als dem Licht selbst und motiviert Arbeiten wie Philipps Stuhl, der von seinem eigenen in Gips transferierten Schattenwurf flankiert wird. Basiert diese Licht-Schatten-Situation noch auf der Einwirkung des natürlichen Sonnenlichtes, arbeitet Houlihan bei seinen aktuellen Arbeiten mit dem strahlenförmigeren Lichteinfall künstlicher Lichtquellen durch ein Fenster bei Nacht. Die Zielsetzung ist die aus der exakten Ausmessung des Lichteinfalls vom Fenster bis zum Boden hervorgehende formale Materialisierung einerseits sowie die bestmögliche artifizielle Nachahmung seiner ästhetischen Wirkung andererseits. Um letzterer zu entsprechen, überzieht Houlihan die Oberfläche seiner Aluminium-Skulpturen mit einem sogenannten Flip-Flop-Lack, der das Licht in seine Farbspektren aufbricht und die Skulptur maximal glänzen und abhängig vom jeweiligen Blickwinkel und den Lichtverhältnissen changieren lässt, so das ihre eigentliche Farbgebung nur schwer zu fassen ist. Dass die unkontrollierbare Wirkung des Lichtes auf die Skulptur ein kalkulierter Effekt ist, ergibt eine paradoxe Dopplung, denn im Grunde erzeugt es seinen eigenen Glanz, generiert seine eigene momenthafte Wirkung.
Benjamin Houlihan konterkariert jedoch nicht nur unsere Sehgewohnheiten indem er sichtbar macht, was wir nicht sehen, sondern auch indem er dem vermeintlichen Unbedeutenden und Alltäglichen, das wir über- oder nicht mehr sehen, einen eigenen ästhetischen und bedeutungstragenden Wert zuspricht. Humorvoll, bisweilen ironisch wird ein in ein übermenschliches Format übersetztes Detail des Wasserbehälters eines Bügeleisens gegen die Wand gelehnt zu Johannes dem Täufer (2003). Dass seine Frau hingegen (seine Frau weiter hinten, 2005), die ebenfalls gestützt als undefinierbares, maschinell anmutendes schwarzes Objekt obwohl im gleichen Maßstab vergrößert, im direkten Vergleich dennoch zu klein, ‚weiter hinten’ steht, ist für Houlihan logische Konsequenz. Diesem veristischen Anspruch entsprechend, muss das 2008 entstandene Kind der biblischen Familie „physiognomische“ Eigenheiten beider Elternteile wiederaufnehmen und kann - aus einer schwarz-weißen Mischehe hervorgegangen - nur braun sein, steht jedoch in seiner gleichzeitig individuellen Form in der neuen Generation eigenständig, ohne stützende Hilfsmittel. Die zum Teil enorme, für den Betrachter zunächst absurde Größe der Skulpturen ist Ausdruck der biblisch-historischen Größe der Namensgeber, verändert dabei jedoch nicht nur den Blick auf den alltäglichen, meist zufällig entdeckten Gegenstand, sondern modifiziert die gesamte Raumwahrnehmung.
Sich in erster Linie als Bildhauer verstehend umfasst die Arbeit Houlihans neben Skulpturen auch Installationen sowie Zeichnungen und reicht bis ins Performative, wobei die rationalen, berechnenden Überlegungen aus denen seine Skulpturen hervorgehen, in seinen Zeichnungen einer spürbaren Emotionalität weichen. Unabhängig von welchem Medium bis hin zur Präsentation der Arbeiten selbst, wird dabei der Bruch mit wahrnehmungstechnischen Erfahrungswerten und konventionellen Sichtweisen zur Konstante.
Uta Ruhkamp