Thomas Rehbein

Benjamin Houlihan "Mister E"

24 Jan - 22 Feb 2014

Untitled, 2013
Tusche auf Zeichenkarton
97,5 x 70 cm
Benjamin Houlihan durchbricht immer wieder gewohnte Wahrnehmungsmuster und spürt im Alltäglichen unbekannte Dimensionen auf. Unscheinbare Fundstücke aus dem Alltag unterzieht er einem mehrfachen Übersetzungsprozess, verleiht ihnen eine neue, physisch erfahrbare Existenz und macht auf diese Weise das vermeintlich Nebensächliche sichtbar. In der Formgebung richtet er sich streng nach der vorgefundenen Ausgangsform. Erfinderisch in der Wahl der Materialien und der Gestaltung der Oberflächen rufen seine Objekte jedoch zunächst Irritationen darüber hervor, was man da eigentlich sieht. Auch in seiner vierten Einzelausstellung in der Thomas Rehbein Galerie fordern Houlihans Arbeiten zum genauen Hinsehen auf.

Grellfarbige Objekte belagern den Raum. Den Impuls boten allerlei Verpackungs- und Arbeitsmaterialien denen sich der Künstler in seinem Arbeitsprozess bedient. Ein Hund hatte diese im Atelier herumliegenden Dinge angekaut, zerbissen oder gar bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Erst durch diese Deformierung wurden sie für Houlihan als skulpturale Objekte interessant und inspirierten ihn dazu, Abgüsse von diesen gefundenen Gegenständen zu nehmen. Er hat diesen Vorgang sozusagen als „künstlerischen Prozess“ festgehalten. Das Resultat sind fragmentarische, zerschlissene Objekte zwischen Komposition und Zufall. Wie Trümmer oder Relikte, die nur noch eine Ahnung der ursprünglichen, bekannten Formen erkennen lassen, werden sie zu regelrechten Hindernissen im Raum. In anderem Material und neuem Umfeld bestehen Houlihans Objekte als individuelle Formkörper.

Auf den Galeriewänden verläuft ein langes, abstraktes Fries. Bereits in der Ausstellung von 2011 hatte Benjamin Houlihan in einem sich aufhellenden Rot zwei ganze Wandflächen mit einem abstrakten Farbtupfermuster mit flirrenden Effekt ausgestaltet. Mit der Betitelung Leckwand ließ er ihren ungewöhnlichen Entstehungsprozess durchscheinen. In gleicher impressionistischer Gestaltungsweise, spontan und frei im Umgang mit Farbe, ermöglicht nun ein plastisch hervortretendes Friesband eine neue Raumerfahrung und hinterfragt zugleich mit der Wand als Bildträger den Ewigkeitsanspruch von Kunst.

(Miriam Walgate, 2014)
 

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