Michael Kalmbach - Füsik
21 Apr - 29 May 2010
„Menschen, die wie wir an die
Physik glauben, wissen, dass
die Unterscheidung zwischen
Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft nur eine besonders
hartnäckige Illusion ist“
(Albert Einstein)
„Ich fand, dass die Ordnungen der Gestirne
und aller Kreise, die Größen und der Himmel
selbst so miteinander verbunden sind, dass
an keinem Teil desselben etwas versetzt
werden könnte, ohne eine Verwirrung der
übrigen Teile und des ganzen Alls.“
(Nikolaus Kopernikus)
Die „Füsik“ als Wissenschaft versucht Systeme der Natur aufzuspüren und mathematisch zu formulieren, Verbindungen zwischen den Dingen, Elementen und im erweiterten Sinne zwischen Mensch und Materie. Wie gleichen sich Kräfte aus, die einander eigentlich entgegenwirken, wie ist das Verhältnis von Schwerkraft und Schwerelosigkeit oder Sog und Trieb? Wie erreicht die Natur ihr Gleichgewicht und wie verhält sich der Mensch in diesem universellen System?
Michael Kalmbach findet in seinen Papierarbeiten, Mobiles und Skulpturen Bilder für diese Suche nach Gesetzmäßigkeiten. Der instabile Zustand von Balance und Gleichgewicht, im Grunde ein „füsikalisches“ Experiment, ist das zentrale Thema seiner vierten Einzelausstellung in der Thomas Rehbein Galerie.
Die „Schulfüsik“ wird bei Michael Kalmbach humorvoll zu einem weit gefassten Oberbegriff für die Natur im Allgemeinen, die Erde, Entstehung, Mensch, Körper und vor allem für die Balanceakte seiner meist puttenartigen Figuren. Ob im diffusen Kräftewirrwarr seiner undefinierbaren Bildräume, als Figur im Raum stehend oder schwebend, seine fragilen Gestalten suchen nach Halt, stützen und tragen sich gegenseitig oder wiegen sich in ihrem konstruierten Mikrokosmos in instabiler Sicherheit. Nicht immer wird dabei deutlich, wem die tragende Rolle zuzusprechen ist, wer das Funktionieren des Systems garantiert. Der Idee von Entstehung im Sinne einer Genesis in den früheren Arbeiten folgt die Hinterfragung des Bestehenden in den gegenwärtigen Arbeiten von Michael Kalmbach.
Seine Bildsprache und Figuren sind zeitlos – fast Archetypen - aber bisweilen durchaus geschichts- trächtig oder mythologisch verankert. Dementsprechend trägt der griechische Titan Atlas (Atlasmotiv, 2010) in Knabengestalt zwar nicht das Himmelsgewölbe auf seinem Rücken, hievt aber mit ausgestreckten Armen eine Art Universalbrocken in die Höhe. Gegen die Wand gelehnt, bleibt jedoch zweideutig wer in diesem Fall wen stützt. Ähnlich kosmische Fragen verbildlichen die Mobiles, denn im frei schwingenden Universum, sitzen Kalmbachs Gestalten zwar einerseits auf den Planeten, halten sich aber andererseits auch waghalsig an Ihnen fest – bemühen sich ihr Gleichgewicht zu finden (Paar und Kleines Planetarium 2010).
Unterstreicht bei den Mobiles das Bewegungsmoment die Fragilität der versinnbildlichten Situation, äußert sich diese bei den Papierarbeiten in den Farblachen, in denen sich die Figuren aufzulösen drohen. Die ständige Gefahr des Fallens, Abdriftens oder Schwebens ist auch in den Aquarellen und Tuschemalereien präsent. Helfende Hände übermächtiger Figuren, Mitmenschen oder zweckentfremdete Ruten, die wie das Pendant zu den Verbindungstücken der Mobiles erscheinen, versuchen in Arbeiten wie Ballance (2010) und Strom (2010) die notwendige Balance zu garantieren.
Kalmbachs Papierarbeiten und Skulpturen bedingen sich gegenseitig und greifen thematisch ineinander über. Dabei messen sich nicht nur Mensch und Erde, sondern gleichsam Mann und Frau, Generationen, Kind und Erwachsener sowie mythologische Figuren und ihre Aufgaben – ergeben in der Summe ein
zerbrechliches Gefüge von Abhängigkeiten.
(Uta Ruhkamp, 2010)
Physik glauben, wissen, dass
die Unterscheidung zwischen
Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft nur eine besonders
hartnäckige Illusion ist“
(Albert Einstein)
„Ich fand, dass die Ordnungen der Gestirne
und aller Kreise, die Größen und der Himmel
selbst so miteinander verbunden sind, dass
an keinem Teil desselben etwas versetzt
werden könnte, ohne eine Verwirrung der
übrigen Teile und des ganzen Alls.“
(Nikolaus Kopernikus)
Die „Füsik“ als Wissenschaft versucht Systeme der Natur aufzuspüren und mathematisch zu formulieren, Verbindungen zwischen den Dingen, Elementen und im erweiterten Sinne zwischen Mensch und Materie. Wie gleichen sich Kräfte aus, die einander eigentlich entgegenwirken, wie ist das Verhältnis von Schwerkraft und Schwerelosigkeit oder Sog und Trieb? Wie erreicht die Natur ihr Gleichgewicht und wie verhält sich der Mensch in diesem universellen System?
Michael Kalmbach findet in seinen Papierarbeiten, Mobiles und Skulpturen Bilder für diese Suche nach Gesetzmäßigkeiten. Der instabile Zustand von Balance und Gleichgewicht, im Grunde ein „füsikalisches“ Experiment, ist das zentrale Thema seiner vierten Einzelausstellung in der Thomas Rehbein Galerie.
Die „Schulfüsik“ wird bei Michael Kalmbach humorvoll zu einem weit gefassten Oberbegriff für die Natur im Allgemeinen, die Erde, Entstehung, Mensch, Körper und vor allem für die Balanceakte seiner meist puttenartigen Figuren. Ob im diffusen Kräftewirrwarr seiner undefinierbaren Bildräume, als Figur im Raum stehend oder schwebend, seine fragilen Gestalten suchen nach Halt, stützen und tragen sich gegenseitig oder wiegen sich in ihrem konstruierten Mikrokosmos in instabiler Sicherheit. Nicht immer wird dabei deutlich, wem die tragende Rolle zuzusprechen ist, wer das Funktionieren des Systems garantiert. Der Idee von Entstehung im Sinne einer Genesis in den früheren Arbeiten folgt die Hinterfragung des Bestehenden in den gegenwärtigen Arbeiten von Michael Kalmbach.
Seine Bildsprache und Figuren sind zeitlos – fast Archetypen - aber bisweilen durchaus geschichts- trächtig oder mythologisch verankert. Dementsprechend trägt der griechische Titan Atlas (Atlasmotiv, 2010) in Knabengestalt zwar nicht das Himmelsgewölbe auf seinem Rücken, hievt aber mit ausgestreckten Armen eine Art Universalbrocken in die Höhe. Gegen die Wand gelehnt, bleibt jedoch zweideutig wer in diesem Fall wen stützt. Ähnlich kosmische Fragen verbildlichen die Mobiles, denn im frei schwingenden Universum, sitzen Kalmbachs Gestalten zwar einerseits auf den Planeten, halten sich aber andererseits auch waghalsig an Ihnen fest – bemühen sich ihr Gleichgewicht zu finden (Paar und Kleines Planetarium 2010).
Unterstreicht bei den Mobiles das Bewegungsmoment die Fragilität der versinnbildlichten Situation, äußert sich diese bei den Papierarbeiten in den Farblachen, in denen sich die Figuren aufzulösen drohen. Die ständige Gefahr des Fallens, Abdriftens oder Schwebens ist auch in den Aquarellen und Tuschemalereien präsent. Helfende Hände übermächtiger Figuren, Mitmenschen oder zweckentfremdete Ruten, die wie das Pendant zu den Verbindungstücken der Mobiles erscheinen, versuchen in Arbeiten wie Ballance (2010) und Strom (2010) die notwendige Balance zu garantieren.
Kalmbachs Papierarbeiten und Skulpturen bedingen sich gegenseitig und greifen thematisch ineinander über. Dabei messen sich nicht nur Mensch und Erde, sondern gleichsam Mann und Frau, Generationen, Kind und Erwachsener sowie mythologische Figuren und ihre Aufgaben – ergeben in der Summe ein
zerbrechliches Gefüge von Abhängigkeiten.
(Uta Ruhkamp, 2010)