Thomas Rehbein

Pauline M'barek "Semiophoren"

25 Oct - 30 Nov 2013

Semiophoren, 2013
Video, HD, sw, Ton, 14`00 min / Video, HD, b&w, sound, 14 ́00 min
Rope, 2013
gebogene Stange aus Rundstahl mit zwei Haken / curved bar of steel with two hooks
Dies ist die erste Einzelausstellung von Pauline M’barek in der Thomas Rehbein Galerie. 2010 wurden in der Gruppenausstellung Liasons Dangereuses erstmals Arbeiten der Künstlerin in dem mit Anna Lena Grau gemeinsam entwickelten Ensemble „Von Falten und Schatten“ in der Galerie gezeigt. Und auf der Art Cologne 2012 wurde M’barek unter den New Positions präsentiert. Für ihre Einzelausstellung verwandelt Pauline M’barek den Ausstellungsraum der Galerie nun in einen Raumparcours aus Objekten, Videos und Projektionen.

Dinge werden zu Semiophoren, wenn sie aus ihrem ursprünglichen Gebrauchskontext entfernt und in ein Museum aufgenommen werden. Diese scheinbar leblosen Objekte werden nach westlichen Parametern der Objektbewertung klassifiziert und mit einer neuen Geschichte überschrieben. Je mehr ein Objekt mit Bedeutung aufgeladen wird - durch Vermessung, Bewertung und Präsentation - desto größer auch sein musealer Wert.

Nach dem Historiker Krzysztof Pomian werden die Artefakte so zu Semiophoren bzw. Zeichenträgern, die die Kommunikation zwischen dem Unsichtbaren, aus dem sie kommen und dem Sichtbaren, wo sie sich der Bedeutung aussetzen, aufrechterhalten.
Sie werden zu Mittlern des Fernen, Fremden oder in der Vergangenheit liegenden, welches durch sie sichtbar werden kann.

Die Ausstellung Semiophoren umkreist fragend ein imaginäres Objekt, indem sie Prozesse der Sinnzuschreibung von Objekten im Kontext ihrer institutionellen Präsentation sichtbar zu machen sucht: Ein Begrenzungsseil, welches sich angriffsbereit im Raum aufbäumt; das Trompe l ́œil einer leeren Vitrine, die sich aus einem bestimmten Blickpunkt aus Licht- und Schattenflächen entfaltet; die Projektion weiß behandschuhter Hände, welche behutsam unsichtbare Artefakte untersuchen, eine Reihe bedrohlich in den Raum hineinragender Metallgabeln...
Ein Raumparcours, in dem das Ausstellungsinventar ein animistisches Eigenleben entwickelt und aus seiner ursprünglichen Funktion hinaustritt, während das eigentliche Objekt, um das sich alle Arbeiten kreisen, jedoch unsichtbar - eine Leerstelle - bleibt.

Zur Quadriennale Düsseldorf 2014 wird Pauline M’barek in einer Einzelpräsentation „Der berührte Rand“ eine mehrteilige, auf die besondere Architektur des KIT – Kunst im Tunnel (Düsseldorf) zugeschnittene Rauminstallation zeigen.

(2013)
 

Tags: Anna Lena Grau, Pauline M'barek