Chen Shaofeng
20 Mar - 15 Apr 2007
CHEN SHAOFENG
"The Voiceless People" – Dialog mit den Bauern
Seit rund 15 Jahren setzt sich Chen Shaofeng mit der Landbevцlkerung in der Provinz Hebei auseinander. Bewusst legt er den Fokus in seiner Arbeit nicht auf die Sprache der globalisierten Kunstszene. Sein Ansatz ist es vielmehr den elitдren Charakter von Kunst zu durchbrechen, indem er die Kluft zwischen ‚Profi’ und ‚Laien’ ьberwindet und damit „Kunst und Leben zusammenbringt“.
Obwohl sich Chen Shaofeng inhaltlich stark auf China konzentriert, wurden seine Arbeiten bisher hauptsдchlich im Ausland gezeigt. Unter anderem nahm Chen im Jahr 2002 an der zweiten Fukuoka Asian Art Triennale und an der ersten Guangzhou Art Triennale „Reinterpretation: A Decade of Experimental Chinese Art (1990-2000)" teil. Seine Arbeit „ Dialog mit den Bauern von Tiangongsi“ wurde im Jahr 2004 auf der Biennale in Sao Paolo und in einer Einzelausstellung im Museum fьr Angewandte Kunst in Frankfurt gezeigt.
Dieses Jahr werden im White Space Beijing in der Einzelausstellung „The voiceless People“ (20.3. – 15.5.07) erstmals Arbeiten aus allen Projekten Chen Shaofengs zu sehen sein. Papierarbeiten der Serie „Die Erforschung der Provinz Hebei“ werden ebenso gezeigt wie Doppelportraits in Цl aus dem Zyklus „ Dialog mit den Bauern von Tiangongsi“ wie auch seine neusten Arbeiten von 2006, die im Rahmen des Long March Projects entstanden sind.
In seiner mehrjдhrigen Studie „Die Erforschung der Provinz Hebei“ 1993/1996 findet er einen Ansatzpunkt in der Verknьpfung von Kunst und einer soziologisch-anthropologischen Zielsetzung. 1993 befragt er ьber hundert Dorfbewohner, portraitiert sie gleichzeitig in Kohle und fotografiert sie. Das ‚Portrait’ des einzelnen Menschen entsteht durch das Zusammenwirken all dieser Facetten. Deutlich wird die Zusammenarbeit von Kьnstler und Modell besonders daran, dass die Werke jeweils von beiden signiert sind. 1996 untersucht er die gleichen Personen noch einmal und erweitert die Serie von Papierarbeiten. Indem die Lebenslдufe der abgebildeten Personen nachverfolgt, wird der Serie eine erweiterte zeitliche Dimension gegeben.
Die Arbeiten der „Erforschung der Provinz Hebei“ von 1993 waren in China bis jetzt nur in der Nationalgalerie in Peking zu sehen. AuЯerhalb Chinas waren Chen Shaofengs soziologische Portrait - Projekte erstmals 1996 in einer von Alexander Ochs kuratierten Ausstellung im Mьnchner Marstall Theater zusehen. In China war die Serie von 1996 bis heute noch nicht zu sehen.
In seinem 1998 folgenden Projekt „ Dialog mit den Bauern von Tiangongsi“ (‚Dialogue with the Peasents’) portraitiert Chen Shaofeng Dorfbewohner und wird dabei selbst von den Dorfbewohnern portraitiert. Mit einer eigens von ihm entwickelten Doppelstaffelei reist er durch die lдndlichen Regionen Chinas und findet ьber das gemeinsame kьnstlerische Schaffen mit den Bauern einen gleichberechtigten Dialog. Es entstehen Serien von Doppelportraits mit einem lebendigen Kontrast von Kьnstler- und Nicht-Kьnstler Bildern. Chens Portraits sind betont sachlich protokollierend. Sie zeigen sein Gegenьber in nьchterner Frontalitдt und erinnern dabei an ьberdimensionierte Passfotos. Die Werke der ‚Laien’ zeigen immer wieder die Zьge des Kьnstlers in frischen, unbefangenen und sehr facettenreichen Bildern, die die Geschichte von einem kreativen Erkundungsprozess erzдhlen. Das Portrait wird auf der einen Seite zu einem kulturellen Dokumentations-Instrument und ist auf der anderen Seite ein Hinweis auf das kreative Potenzial der Menschen.
In dem „Nicht-Kunst-Aspekt“, dem intensiven Kontakt zwischen Kьnstler und Bevцlkerung sieht Chen Shaofeng selbst den Kern seiner Arbeit. An der modernen Kunst seines Landes kritisiert er die starken sowjetischen und westlichen Einflьss und vermisst er eine eigenstдndige Linie. Er selbst ist in seinen Werken auf der Suche nach dieser spezifisch Chinesischen Sprache indem er das Prinzip ‚Yishu wie renming – Kunst fьr das Volk’ verfolgt.
Seitdem setzt er seine Doppelportraits in Цl in anderen Teilen der Welt fort, wie beispielsweise als Artists in Residence bei Rohkunstbau GroЯ Leuten/ Berlin, wo er seine Untersuchungen auf die Bewohnern eines deutschen Dorfes ausweitet.
Seine neueste Arbeit im Rahmen des Long March Projects trдgt den Titel „Xintianyou – A Cross-Sectional Image of People from Sha’anbei”. ‚Xintianyou’ ist ein Volkslied aus der Region Sha’anbei bei dem der Sдnger sich von der jeweiligen Situation zu einer Textimprovisation inspirieren lдsst. Chen Shaofeng ьbernimmt diese Spontaneitдt und lдsst sich von den Menschen denen er auf seinem Weges durch Sha’anbei begegnet inspirieren. Fьr ihn ist dieser Prozess das Entscheidende Element seiner Kunst – nicht das Ergebnis.
Text: Nandita Wegehaupt
"The Voiceless People" – Dialog mit den Bauern
Seit rund 15 Jahren setzt sich Chen Shaofeng mit der Landbevцlkerung in der Provinz Hebei auseinander. Bewusst legt er den Fokus in seiner Arbeit nicht auf die Sprache der globalisierten Kunstszene. Sein Ansatz ist es vielmehr den elitдren Charakter von Kunst zu durchbrechen, indem er die Kluft zwischen ‚Profi’ und ‚Laien’ ьberwindet und damit „Kunst und Leben zusammenbringt“.
Obwohl sich Chen Shaofeng inhaltlich stark auf China konzentriert, wurden seine Arbeiten bisher hauptsдchlich im Ausland gezeigt. Unter anderem nahm Chen im Jahr 2002 an der zweiten Fukuoka Asian Art Triennale und an der ersten Guangzhou Art Triennale „Reinterpretation: A Decade of Experimental Chinese Art (1990-2000)" teil. Seine Arbeit „ Dialog mit den Bauern von Tiangongsi“ wurde im Jahr 2004 auf der Biennale in Sao Paolo und in einer Einzelausstellung im Museum fьr Angewandte Kunst in Frankfurt gezeigt.
Dieses Jahr werden im White Space Beijing in der Einzelausstellung „The voiceless People“ (20.3. – 15.5.07) erstmals Arbeiten aus allen Projekten Chen Shaofengs zu sehen sein. Papierarbeiten der Serie „Die Erforschung der Provinz Hebei“ werden ebenso gezeigt wie Doppelportraits in Цl aus dem Zyklus „ Dialog mit den Bauern von Tiangongsi“ wie auch seine neusten Arbeiten von 2006, die im Rahmen des Long March Projects entstanden sind.
In seiner mehrjдhrigen Studie „Die Erforschung der Provinz Hebei“ 1993/1996 findet er einen Ansatzpunkt in der Verknьpfung von Kunst und einer soziologisch-anthropologischen Zielsetzung. 1993 befragt er ьber hundert Dorfbewohner, portraitiert sie gleichzeitig in Kohle und fotografiert sie. Das ‚Portrait’ des einzelnen Menschen entsteht durch das Zusammenwirken all dieser Facetten. Deutlich wird die Zusammenarbeit von Kьnstler und Modell besonders daran, dass die Werke jeweils von beiden signiert sind. 1996 untersucht er die gleichen Personen noch einmal und erweitert die Serie von Papierarbeiten. Indem die Lebenslдufe der abgebildeten Personen nachverfolgt, wird der Serie eine erweiterte zeitliche Dimension gegeben.
Die Arbeiten der „Erforschung der Provinz Hebei“ von 1993 waren in China bis jetzt nur in der Nationalgalerie in Peking zu sehen. AuЯerhalb Chinas waren Chen Shaofengs soziologische Portrait - Projekte erstmals 1996 in einer von Alexander Ochs kuratierten Ausstellung im Mьnchner Marstall Theater zusehen. In China war die Serie von 1996 bis heute noch nicht zu sehen.
In seinem 1998 folgenden Projekt „ Dialog mit den Bauern von Tiangongsi“ (‚Dialogue with the Peasents’) portraitiert Chen Shaofeng Dorfbewohner und wird dabei selbst von den Dorfbewohnern portraitiert. Mit einer eigens von ihm entwickelten Doppelstaffelei reist er durch die lдndlichen Regionen Chinas und findet ьber das gemeinsame kьnstlerische Schaffen mit den Bauern einen gleichberechtigten Dialog. Es entstehen Serien von Doppelportraits mit einem lebendigen Kontrast von Kьnstler- und Nicht-Kьnstler Bildern. Chens Portraits sind betont sachlich protokollierend. Sie zeigen sein Gegenьber in nьchterner Frontalitдt und erinnern dabei an ьberdimensionierte Passfotos. Die Werke der ‚Laien’ zeigen immer wieder die Zьge des Kьnstlers in frischen, unbefangenen und sehr facettenreichen Bildern, die die Geschichte von einem kreativen Erkundungsprozess erzдhlen. Das Portrait wird auf der einen Seite zu einem kulturellen Dokumentations-Instrument und ist auf der anderen Seite ein Hinweis auf das kreative Potenzial der Menschen.
In dem „Nicht-Kunst-Aspekt“, dem intensiven Kontakt zwischen Kьnstler und Bevцlkerung sieht Chen Shaofeng selbst den Kern seiner Arbeit. An der modernen Kunst seines Landes kritisiert er die starken sowjetischen und westlichen Einflьss und vermisst er eine eigenstдndige Linie. Er selbst ist in seinen Werken auf der Suche nach dieser spezifisch Chinesischen Sprache indem er das Prinzip ‚Yishu wie renming – Kunst fьr das Volk’ verfolgt.
Seitdem setzt er seine Doppelportraits in Цl in anderen Teilen der Welt fort, wie beispielsweise als Artists in Residence bei Rohkunstbau GroЯ Leuten/ Berlin, wo er seine Untersuchungen auf die Bewohnern eines deutschen Dorfes ausweitet.
Seine neueste Arbeit im Rahmen des Long March Projects trдgt den Titel „Xintianyou – A Cross-Sectional Image of People from Sha’anbei”. ‚Xintianyou’ ist ein Volkslied aus der Region Sha’anbei bei dem der Sдnger sich von der jeweiligen Situation zu einer Textimprovisation inspirieren lдsst. Chen Shaofeng ьbernimmt diese Spontaneitдt und lдsst sich von den Menschen denen er auf seinem Weges durch Sha’anbei begegnet inspirieren. Fьr ihn ist dieser Prozess das Entscheidende Element seiner Kunst – nicht das Ergebnis.
Text: Nandita Wegehaupt