Hyper Spiritism
01 Sep - 06 Oct 2012
SIMON SENN
AUGUSTIN REBETEZ FEAT. COWBOY NOIR
HYPER SPIRITISM
1.Sept. - 6.Okt. 2012
Anlässlich der Saisoneröffnung 2012/13 freut sich die Galerie Nicola von Senger, die Arbeiten der beiden jungen Schweizer Künstler Augustin Rebetez und Simon Senn in ihren Räumlichkeiten zu präsentieren. Beide aus der Romandie stammenden Künstler überzeugen durch ihre kraftvollen und energiegeladenen Bilder in Form von Videound Fotoinstallationen.
Der aus dem Jura stammende Rebetez empfängt den Besucher im vorderen Teil der Galerie mit riesigen Wandinstallationen und lässt ihn eintauchen in eine mysteriöse Welt aus seltsamen Wesen und geheimnisvollen Szenerien.
Eine barbusige Frau, die wie einem Hexentanz gleich auf einem Gewehrkolben reitet, blickt wild und ausgelassen auf uns hinunter und hinterlässt mit ihrem schiessenden Besen eine Salve gefüllt mit archaisch gemalten Tiermotiven. Diese irritierende und gleichzeitig faszinierende Collage aus Fototapete und Wandzeichnung ist nur eine der zahlreichen Arbeiten, mit denen Rebetez uns in sein eigenes mystisches Universum entführt. Überhaupt fühlen wir uns wie in einer anderen Welt: fratzenschneidende, in grünes Licht getauchte Jungen gleichen Figuren aus einem Phantasy Film, ein glatzköpfiges Wesen mit stechend grünen Augen erinnert an einen Dämon aus der Unterwelt.
Neugierig versuchen wir die verwirrenden Eindrücke zu ordnen und schwanken dabei zwischen einer gleichzeitig fröhlichen und ernsten Atmosphäre. Neben den an die Wand tapezierten und gerahmten Fotografien, die allesamt morbide Darstellungen von Menschen, Statuen und Innenräumen zeigen, läuft ′Maison’, ein Stop-Motion Video der Gruppe Cowboy Noir. Diese Zusammenarbeit des Künstlers und seiner Freunde ist nur eine von vielen minutiös gestalteten und humorvoll inszenierten Videoarbeiten der Künstlergruppe.
Rebetez Arbeit ist gekennzeichnet durch permanente Interaktionen, überraschend, improvisierend und doch existiert eine offensichtliche und durchdringende Harmonie. Mit seinen wilden Szenen aus den nachtschwarzen Wäldern des Jura und der einsamen norwegischen Schneelandschaft eröffnet der Künstler uns einen alternativen Blick auf die Dinge. Seine direkte ungeschminkte Bildsprache untergräbt unsere festgelegten Vorstellungen über Kunst und öffnet neuen Türen.
Augustin Rebetez wurde 2012 mit dem EWZ Fotopreis ausgezeichnet und erhielt im selben Jahr den Swiss Art Award. Das Musée de l’Elysee in Lausanne wählte seine Arbeit für ein Projekt mit dem Titel ′Regeneration 2′ aus, das eine internationale Wanderausstellung beinhaltet. Seine Arbeiten waren 2011 an der „Mois de la Photographie” in Montreal, der „Rencontres d’Arles” sowie im Aargauer
Kunsthaus zu sehen.Der in La Chaux-de-Fonds (CH) geborene Künstler Simon Senn beschäftigt sich in seinen Videoarbeiten mit menschlichen Verhaltensweisen und Interaktionsmustern. Im hinteren Raum der Galerie zeigt er drei Videoarbeiten, die deutlich machen, inwiefern die Präsenz des medialen Aufnahmegeräts das Verhalten der Protagonisten beeinflusst und teilweise radikalisiert.
Um eine Wechselwirkung zwischen den zwei Enden der visuellen Operation, des Künstlers und des Zuschauers, zu fördern, denkt sich Senn interaktive filmische Prozesse aus, die sich auf die anthropologische Studie des menschlichen Verhaltens stützen, das sich aus einer Gruppe von Leuten ergibt, die unter Druck gesetzt werden.
So zeigt ‚Just Let Go’ eine Gruppe von dunkel gekleideten, maskierten Jugendlichen, die schwarze Farbe an weisse Wände schmeissen und Buschwerk in Brand setzen. Das in Athen entstandene Video erinnert in seiner Szenerie und mit den maskierten Personen an mediale Bilder von gesellschaftlichen Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen der vergangenen Jahre. Teil der Installation sind die auf dem Boden des Ausstellungsraums verteilten Zettel, auf denen der Künstler den Grund für die Entstehung des Videos beschreibt und das Publikum auffordert, an einer neuen Erfahrung teilzunehmen.
Sowohl in dem gezeigten Video ‚Just Let Go’ als auch in ‚Meadowlands Zone 1’ ist die Forderung an die Protagonisten sich auf die intensivste Art und Weise auszudrücken mit dem Ziel starke, eindrückliche Bilder zu generieren. Bei ‚Sunday Afternoon’, in dem sich die Protagonisten gegenseitig durch die Linse der Kamera beobachten, handelt es sich trotz eines eher metaphorischen Aufbaus um das gleiche Thema.
Senns Analysen von Gruppendynamik und individuellem Verhalten finden meist in einem von ihm vorgegebenen Rahmen statt. Die Protagonisten befinden sich in bizarren, aussergewöhnlichen Situationen und folgen genauen Richtlinien. Das audiovisuelle Medium hält ihre Handlungen, Reaktionen und Interaktionen fest und fördert sie. Zusammen mit den gefilmten Personen nimmt es die eigentliche Hauptrolle ein und ist Kern der Arbeit.
Als Zuschauer ist man hin und hergerissen zwischen der Position des Betrachters, Forschers und Voyeurs. Mit seinen Arbeiten berührt der Künstler unweigerlich das Spannungsfeld des Verhältnisses von Ethik und Ästhetik.
Simon Senn studiert derzeit am Goldsmiths College in London. Seine Arbeiten sind im Herbst 2012 unter anderem in der Ausstellung New Contemporaries am Bloomberg Space, London, am Institute of Contemporary Art, London, der Liverpool Biennale und den Bieler Fototagen zu sehen. 2011 wurde der Künstler mit dem Swiss Art Award ausgezeichnet.
Judith Platte, August 2012
AUGUSTIN REBETEZ FEAT. COWBOY NOIR
HYPER SPIRITISM
1.Sept. - 6.Okt. 2012
Anlässlich der Saisoneröffnung 2012/13 freut sich die Galerie Nicola von Senger, die Arbeiten der beiden jungen Schweizer Künstler Augustin Rebetez und Simon Senn in ihren Räumlichkeiten zu präsentieren. Beide aus der Romandie stammenden Künstler überzeugen durch ihre kraftvollen und energiegeladenen Bilder in Form von Videound Fotoinstallationen.
Der aus dem Jura stammende Rebetez empfängt den Besucher im vorderen Teil der Galerie mit riesigen Wandinstallationen und lässt ihn eintauchen in eine mysteriöse Welt aus seltsamen Wesen und geheimnisvollen Szenerien.
Eine barbusige Frau, die wie einem Hexentanz gleich auf einem Gewehrkolben reitet, blickt wild und ausgelassen auf uns hinunter und hinterlässt mit ihrem schiessenden Besen eine Salve gefüllt mit archaisch gemalten Tiermotiven. Diese irritierende und gleichzeitig faszinierende Collage aus Fototapete und Wandzeichnung ist nur eine der zahlreichen Arbeiten, mit denen Rebetez uns in sein eigenes mystisches Universum entführt. Überhaupt fühlen wir uns wie in einer anderen Welt: fratzenschneidende, in grünes Licht getauchte Jungen gleichen Figuren aus einem Phantasy Film, ein glatzköpfiges Wesen mit stechend grünen Augen erinnert an einen Dämon aus der Unterwelt.
Neugierig versuchen wir die verwirrenden Eindrücke zu ordnen und schwanken dabei zwischen einer gleichzeitig fröhlichen und ernsten Atmosphäre. Neben den an die Wand tapezierten und gerahmten Fotografien, die allesamt morbide Darstellungen von Menschen, Statuen und Innenräumen zeigen, läuft ′Maison’, ein Stop-Motion Video der Gruppe Cowboy Noir. Diese Zusammenarbeit des Künstlers und seiner Freunde ist nur eine von vielen minutiös gestalteten und humorvoll inszenierten Videoarbeiten der Künstlergruppe.
Rebetez Arbeit ist gekennzeichnet durch permanente Interaktionen, überraschend, improvisierend und doch existiert eine offensichtliche und durchdringende Harmonie. Mit seinen wilden Szenen aus den nachtschwarzen Wäldern des Jura und der einsamen norwegischen Schneelandschaft eröffnet der Künstler uns einen alternativen Blick auf die Dinge. Seine direkte ungeschminkte Bildsprache untergräbt unsere festgelegten Vorstellungen über Kunst und öffnet neuen Türen.
Augustin Rebetez wurde 2012 mit dem EWZ Fotopreis ausgezeichnet und erhielt im selben Jahr den Swiss Art Award. Das Musée de l’Elysee in Lausanne wählte seine Arbeit für ein Projekt mit dem Titel ′Regeneration 2′ aus, das eine internationale Wanderausstellung beinhaltet. Seine Arbeiten waren 2011 an der „Mois de la Photographie” in Montreal, der „Rencontres d’Arles” sowie im Aargauer
Kunsthaus zu sehen.Der in La Chaux-de-Fonds (CH) geborene Künstler Simon Senn beschäftigt sich in seinen Videoarbeiten mit menschlichen Verhaltensweisen und Interaktionsmustern. Im hinteren Raum der Galerie zeigt er drei Videoarbeiten, die deutlich machen, inwiefern die Präsenz des medialen Aufnahmegeräts das Verhalten der Protagonisten beeinflusst und teilweise radikalisiert.
Um eine Wechselwirkung zwischen den zwei Enden der visuellen Operation, des Künstlers und des Zuschauers, zu fördern, denkt sich Senn interaktive filmische Prozesse aus, die sich auf die anthropologische Studie des menschlichen Verhaltens stützen, das sich aus einer Gruppe von Leuten ergibt, die unter Druck gesetzt werden.
So zeigt ‚Just Let Go’ eine Gruppe von dunkel gekleideten, maskierten Jugendlichen, die schwarze Farbe an weisse Wände schmeissen und Buschwerk in Brand setzen. Das in Athen entstandene Video erinnert in seiner Szenerie und mit den maskierten Personen an mediale Bilder von gesellschaftlichen Demonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen der vergangenen Jahre. Teil der Installation sind die auf dem Boden des Ausstellungsraums verteilten Zettel, auf denen der Künstler den Grund für die Entstehung des Videos beschreibt und das Publikum auffordert, an einer neuen Erfahrung teilzunehmen.
Sowohl in dem gezeigten Video ‚Just Let Go’ als auch in ‚Meadowlands Zone 1’ ist die Forderung an die Protagonisten sich auf die intensivste Art und Weise auszudrücken mit dem Ziel starke, eindrückliche Bilder zu generieren. Bei ‚Sunday Afternoon’, in dem sich die Protagonisten gegenseitig durch die Linse der Kamera beobachten, handelt es sich trotz eines eher metaphorischen Aufbaus um das gleiche Thema.
Senns Analysen von Gruppendynamik und individuellem Verhalten finden meist in einem von ihm vorgegebenen Rahmen statt. Die Protagonisten befinden sich in bizarren, aussergewöhnlichen Situationen und folgen genauen Richtlinien. Das audiovisuelle Medium hält ihre Handlungen, Reaktionen und Interaktionen fest und fördert sie. Zusammen mit den gefilmten Personen nimmt es die eigentliche Hauptrolle ein und ist Kern der Arbeit.
Als Zuschauer ist man hin und hergerissen zwischen der Position des Betrachters, Forschers und Voyeurs. Mit seinen Arbeiten berührt der Künstler unweigerlich das Spannungsfeld des Verhältnisses von Ethik und Ästhetik.
Simon Senn studiert derzeit am Goldsmiths College in London. Seine Arbeiten sind im Herbst 2012 unter anderem in der Ausstellung New Contemporaries am Bloomberg Space, London, am Institute of Contemporary Art, London, der Liverpool Biennale und den Bieler Fototagen zu sehen. 2011 wurde der Künstler mit dem Swiss Art Award ausgezeichnet.
Judith Platte, August 2012