D21

D21/LAB: DANNY WAGNER: CHRYSOPYLAE

20 - 30 Sep 2012

Danny Wagner, TATUVE, Model 2, Tsnm 2007,
Graphit auf Papier, 45 × 60 cm, 2012.
Eröffnung
Mittwoch, 19.09.12, 19 Uhr

Die neue Arbeit des Leipziger Künstlers Danny Wagner untersucht Verschiebungen und Überzeichnungen bei Prozessen, in denen sich geologische und politische Ereignisse überlagern am Beispiel eines zukünftigen, großen Erdbebens in San Francisco.

Die Osmanen erobern Konstantinopel von den Byzantinern, die Amerikaner Kalifornien von den Mexikanern. Einer der Eroberer benennt die dortige Meerenge nach dem Vorbild des Goldenen Horns (Chrysoceras) in Konstantinopel als Goldenes Tor, weil es dem selben Zweck dienen soll: The Golden Gate to trade with the orient. Er benutzt den griechischen Namen Chrysopylae. Solche Prozesse der Übernahme und Umbenennung sind politisch. Die Geologie untersucht Verschiebungen und Überlagerungen, die Spannungen entstehen lassen und sich durch Erdbeben ausgleichen.

Beide Städte, Istanbul und San Francisco, werden von Erdbeben heimgesucht, da sie auf geologisch besonders aktiven Zonen liegen. Als Künstler ein zukünftiges Ereignis zu behaupten, klingt nach Prophetie. Danny Wagner versucht, wie ein geopolitisches Forschungsinstitut zu arbeiten, das Zeiträume von zehntausend Jahren zu bedenken hat. Ereignisse wie ein zukünftiges Erdbeben in San Francisco haben den gleichen Stellenwert wie das Erdbeben vom 9. Juli 551 in Konstantinopel oder das Erdbeben von 1755 in Lissabon oder auch die Ereignisse von Tschernobyl oder Fukushima.