D21

D21 LAB: Flash/Erde

21 Oct - 01 Nov 2009

Kooperationsprojekt der beiden Leipziger Künstler Fabian Bechtle und Jan Mammey. In der Ausstellung setzen sie sich mit der ehemaligen Abhöranlage auf dem Teufelsberg in West-Berlin auseinander, einem Ort, der – jahrzehntelang ein blinder Fleck auf der Landkarte - nun exemplarisch für die wechselvolle und mitunter bizarr wirkende Geschichte Nachkriegsdeutschlands steht.

Dort wo heute der Berliner Teufelsberg ragt, entstand im Rahmen des nationalsozialistischen Projektes „Welthauptstadt Germania“ ab 1937 das Institutsgebäude der Wehrtechnischen Fakultät, dessen massive Mauerwerkskonstruktionen heute noch unter dem Berg lagern. Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde die Anlage gesprengt. Um eine weitere Nutzung der verbliebenen Gebäudereste zu verhindern, wurde das Gelände ab 1950 zur Deponie für 12 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt.
Nach Beendigung der Ablagerung im Jahr 1972 wurde die Landschaft mit einer Million Bäume bepflanzt. Auch Wintersportmöglichkeiten ließ der Berliner Senat errichten.
Nachdem das Freizeitgelände fertiggestellt war, entdeckte die US Army den Berg als hervorragenden Standort für eine Abhöranlage. Dazu wurden fünf Antennenkuppeln errichtet, die während des Kalten Krieges Überwachungsaufgaben bis weit in das Gebiet des Warschauer Paktes übernahmen. So entstand mit der „Field Station Berlin“ eine der effektivsten und geheimsten Spionageanlagen des Kalten Krieges.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der größte Teil der technischen Anlagen demontiert. Als Besitzer des Areals verkaufte der Berliner Senat die Fläche der ehemaligen Abhörstation für 5,2 Millionen DM an die Kölner Investorengemeinschaft Teufelsberg KG (IGTB). Geplant war die Errichtung von Eigentumswohnungen, Restaurants, Sportanlagen,
eines 5-Sterne-Hotels sowie eines Spionagemuseums. Das Bauprojekt scheiterte jedoch. Seit April 2006 ist das Gelände entsprechend dem Berliner Flächennutzungsplan "Wald" – also nicht bebaubares Land.

Ende Februar 2008 plante die Maharishi-Bewegung den Kauf des Geländes und erwartete, dass der Bezirk das Baurecht für eine "Vedische Friedensuniversität" mit insgesamt 24.000 Quadratmetern und einem 50 Meter hohen "Turm der Unbesiegbarkeit" für 1000 Studenten erteilen würde. Der Filmregisseur David Lynch wollte sich mit seiner Stiftung „David Lynch Foundation for Consciousness-Based Education and World Peace" an der Finanzierung des Projektes beteiligen und legte den symbolischen Grundstein. Im Dezember 2008 gab die Maharishi-Stiftung die Verantwortung für den Bau der Friedensuniversität an das Bundeskanzleramt ab. Dort konnte man den Eingang entsprechender Schreiben allerdings nicht bestätigen.

D21 LAB: Flash/Erde
Jan Mammey und Fabian Bechtle
22. Oktober bis 1. November 2009
Öffnungszeiten: Do bis So, 13 bis 19 Uhr
www.d21-leipzig.de

Pressetext und Pressebilder zum Download unter: www.d21-leipzig.de/presse
 

Tags: David Lynch