D21

D21/LAB: Jonas Paul Wilisch

12 - 28 Jul 2013

D21/LAB: JONAS PAUL WILISCH
Gefüge – Höffner, Hübner, Boss revisited
12 - 28 Juli 2013

Eröffnung: Donnerstag, den 11.07.2013, 19 Uhr

Vom 12. bis zum 28. Juli 2013 findet im D21 Kunstraum Leipzig die Ausstellung »Gefüge – Höffner, Hübner, Boss revisited« des Künstlers Jonas Paul Wilisch statt. Die Arbeit besteht aus 10 großformatigen Farbfotografien, einer Video-Installation und den Dokumenten einer Performance. »Gefüge – Höffner, Hübner, Boss revisited« reflektiert in mehreren Ebenen zeitgenössische Gesellschaftsräume, charakterisiert deren Zustand und arbeitet sie narrativ auf.

In seinen Fotografien simuliert Wilisch Einblicke in Interieurs, die er zuvor aus Sperrmüll und anderen auf der Straße gefundenen Gegenständen arrangiert hat. Die dargestellten »Gefüge« spielen mit der Vorurteilsleistung und Wahrnehmungssensibilität des Betrachters und bieten unterschiedlichste Interpretationsmöglichkeiten an. Wurden die Gegenstände – Möbel, Dekoration, Technik, Kinderzeichnungen – zuvor aufgrund ihrer »Funktions-Defekte« auf die Straße geworfen, entfalten sie sich nun im Bild als zitierende Stellvertreter von Trendphasen einer überproduzierenden Warengesellschaft. Gleichzeitig zeichnen sie auf subjektive Weise die Diversität der kulturellen Identitäten nach, wie sie in Berlins ärmstem Bezirk Neukölln allgegenwärtig ist.

Die von Wilisch erarbeiteten Bildmotive beziehen sich so auch auf eine Fehlstelle: Den Menschen selbst. Er wird zur unbekannten Konstanten, zur projizierten Erinnerung unserer Erfahrungshorizonte – wer lebt oder arbeitet hier und was ist passiert?

Im performativen Teil des Projekts erhält der Betrachter durch die Video-Installation »In die Stadt gehen« einen Einblick in die »Biografie« der Bilder, d.h. in ihren Entstehungs- und Produktionsprozess. Auf diese Weise separiert, stellt er einen antiökonomischen Kommentar des Künstlers auf die geplante Obsoleszenz heutiger Produkte dar. Viel hat Wilisch investiert, um den Müll anderer zu sammeln, zwischen zu lagern, aufwändig zu arrangieren und daraus Bilder zu entwickeln.

Im abschließenden Teil von »Gefüge – Höffner, Hübner, Boss revisited« führt Jonas Paul Wilisch diese ökonomische Paradoxie noch weiter: Um den Kreislauf zu schließen, brachte er eine Edition der entstandenen Fotografien an den jeweiligen Fundort der verwendeten Gegenstände zurück, observierte und protokollierte das Geschehen: Was passierte nach dem Abstellen der Bilder? Wurden sie von Passanten mitgenommen? Erkannten zufällig Vorübergehende »ihren« längst weggeworfenen Gegenstand auf einem der Bilder wieder?

Jonas Paul Wilisch, 1983 in Mainz geboren, studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig Künstlerische Fotografie bei Prof. Tina Bara, wo er in diesem Sommersemester abschließt. Bereits 2009 schloss er mit Auszeichnung sein Studium des Kommunikationsdesigns an der FH Potsdam bei Prof. Wiebke Loeper und Prof. Claus Baldus mit dem Diplom in Fotografie ab. Jonas Paul Wilisch wurde 2013 für den Berlin Art Prize und 2010 für den Studienpreis des Freundeskreises der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig nominiert. Er lebt und arbeitet in Leipzig und Berlin, zuletzt stellte er in der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (»The City as a dimension«, 6/2013), dem Kunstraum Liška in Leipzig (»ABOUT BLANK«, 4/2013) und dem Energiekombinat Leipzig (»OneNight Gallery #10«, 11/2012) aus.

Die Ausstellung »Gefüge – Höffner, Hübner, Boss revisited« findet im D21-Format LAB statt, in dem der D21 Kunstraum insbesondere jungen Künstlern und Künstlerinnen ein Experimentierfeld für eigene, außergewöhnliche Ausstellungsprojekte bietet. Der D21 Kunstraum wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Leipzig. Jonas Paul Wilischs Projekt wurde gefördert von der Karin-Abt-Straubinger-Stiftung.