D21

D21/LAB: »Tischgespräch VI« - Installation/Cultural and Culinary Performance von Nicole Schmid & Barbara Hauser

06 - 22 Feb 2015

D21 Kunstraum Leipzig
D21 Kunstraum Leipzig
D21 Kunstraum Leipzig
Ausstellungsdauer: 07.02. – 22.02.2015

Eröffnung: Freitag, den 06.02.2015, 19 Uhr

Performance: 07. Februar 2015, 20 Uhr: Performance „Tischgespräch“ (Voranmeldung erbeten unter anmeldung@d21-leipzig.de)

Finissage: 22. Februar 2015, 17 Uhr: Finissage mit Performance „Wenn du mich nicht verstehst, verstehst du
mich vielleicht besser als wenn du mich verstehen würdest“

Öffnungszeiten der Ausstellung: Freitag – Sonntag, 15–19 Uhr

Künstler_innen: Nicole Schmid und Barbara Hauser

Seit 2012 führen die beiden Schweizer Künstlerinnen Nicole Schmid und Barbara Hauser Tischgespräche in verschiedenen Formaten und erkunden Figuren von (Tisch-)Gesprächen und Diskursivität in unterschiedlichen künstlerischen Formen. Für das Projekt „Imago. Über die Sinnlichkeit des Gegenwärtigen“ luden sie Fachpersonen aus unterschiedlichsten Disziplinen zum Essen ein. Mit den Gästen - unter anderem Archäologen, Philosophen, Mediziner, Kriminologen, Künstlerinnen, Linguisten und Kunsthistoriker – diskutierten sie bei Speis und Trank gemeinsam über Imagination, über Präsenz und Absenz, über Erinnern, Vergessen, über Fiktion und Realität. Fast drei Jahre später wandten sie sich noch einmal an jene Gäste und baten sie darum, schriftlich mitzuteilen, an was sie sich noch erinnern können. Die aus dem Material entstandene Performance „Wenn du mich nicht verstehst, verstehst du mich vielleicht besser als wenn du mich verstehen würdest“ (2014) werden Sie bei der Finissage im D21 Kunstraum zeigen.

In der gemeinsamen künstlerischen Arbeit interessieren Nicole Schmid und Barbara Hauser einerseits die Gespräche als Wissensgeneration, die Tafel als Begegnungs- und Beziehungsort aber auch die Spuren, die übrigbleiben, seien es diskursive oder sinnlich-erfahrbare in Form von Resten und Stehengelassenem auf dem Tisch. Die Frage nach einer allfälligen Form desKonservierens, nach der Poesie des Ephemeren, sowie nach Formen von Transformationsprozessen sind für beide von Interesse.

Eine weitere Arbeit „Poetics of the Ephemeral“ (Poesie der Vergänglichkeit) aus dem Tischgesprächs-Zyklus wird in der Ausstellung als Videoinstallation gezeigt. Sie beschreibt die feine, fast unmerkliche Transformation einer stehengelassenen kleinen Tafel, an der die beiden Künstlerinnen über ihre Arbeit reflektiert haben.


Bei der Vernissage (6. Februar) werden die Besucher einen langen, stilvoll gedeckten Tisch und verschiedene Audio- und Videoprojektionen von vorangegangenen Tischgesprächen sehen und hören, als wäre eine gemütliche Tafelrunde im Gange. Der gedeckte Tisch grenzt einerseits – fast wie eine Bühne - mögliche Zuschauer von möglichen Protagonisten ab; er trennt andererseits auch zwischen Alltagssituation und gastlichem Zusammentreffen. „In seiner stilisierten Strenge grenzt der gedeckte Tisch die Tischgesellschaft von der Unordnung des Alltags ab und verstärkt mit dieser Distanzierung die Nichtalltäglichkeit der gastlichen Begegnungssituation und ihre Konstitution als eine besondere Welt, deren Elemente so aufeinander abgestimmt sind, dass sie eine atmosphärische Klangeinheit der Formen und Farben als semiotisch aussagekräftiges Erscheinungsbild kreieren. Diese atmosphärische Einheit (...) ist das Ergebnis eines ästhetischen Kommunikationskonzepts und seiner Rezeption durch den Gast im kooperativen Handeln.“ (Alois Wierlacher, Ästhetik der Gastlichkeit oder: Der mündige Gast, S. 118).

Diesem Kommunikationskonzept ist auch der gedeckte Tisch verpflichtet. Er lädt ein, signalisiert, dass Gäste erwartet werden. Der Tisch ist ein symbolisches Verbindungselement und strahlt als Objekt beziehungsrelevante, aber gleichzeitig auch kulturgeprägte Performanzen, Ordnungen und Strukturen aus.

Am ersten Ausstellungstag (7. Februar, 20 Uhr) laden Nicole Schmid und Barbara Hauser zum gemeinsamen Speisen und lassen den Tisch als begegnungs- und beziehungsrelevante Komponente Diskurse anregen und ergeben, als einerseits experimentelle Weiterführung der künstlerischen Arbeit, andererseits als Geste der Gastfreundschaft und Kulinarik: Beide bewirten alle Gäste mit einem Essen und servieren als kulturellen Abschluss einer visuell-ästhetischen Begegnungstischrunde zum Dessert Spezialitäten aus ihren Schweizer Heimatkantonen.

Der verlassene Tisch wird nach diesem Abend so gezeigt, dass einerseits Spuren des Tischgesprächs sichtbar und durch künstlerische Veränderungen und Eingriffe inszeniert werden. Der Tisch wird bis zum Ende der Ausstellung Teil davon sein.