Klaus Hähner-Springmühl – England ist nicht die einzige Insel der Welt
17 Aug 2009
Der Künstler und Autodidakt Klaus Hähner-Springmühl (Zwickau 1950 – Leipzig 2006) ist ein „Unerkannter“ (Klaus Werner). Die große Bedeutung, die ihm „als originäres Kraftzentrum“ (Paul Kaiser und Claudia Petzold) innerhalb der oppositionellen Kunstszene Karl-Marx-Stadts (seit 1990 wieder: Chemnitz) der 1980er von Weggefährten und Kennern beigemessen wird, steht im Widerspruch zu seinem geringen Bekanntheitsgrad.
Seit den frühen 1970ern verfolgte Klaus Hähner-Springmühl einen prozesshaften und ich-bezogenen, intermedialen und experimentierfreudigen Kunstbegriff, der in offenem Gegensatz zum offiziell propagierten Kunstverständnis der DDR stand und dessen Bezüge zu den Avantgarden des 20. Jahrhunderts und zur westlichen Gegenwartskunst schon früh gesehen wurden. Seine gestische Malerei zeigte zwar figürliche Elemente, war aber nie erzählend und warb „für einen Realismus des Materials“ (Ute Ackermann). Die Fotografie war ihm Mittel zur Dokumentation psychischer und ästhetischer Momente und
Ausgangspunkt für Collagen und Übermalungen. Zerstören und Wiederzusammenfügen bestimmten den Rhythmus seiner Arbeit.
Mit dem Dramatiker und Dichter Heiner Müller (1929-1995) und dem Schriftsteller Joerg Waehner (*1962) gestaltete er Künstlerbücher. Seit seinen künstlerischen Anfängen in Cottbus und Dresden stand bereits auch das Musikalische für ihn im Wechselspiel mit seinen Bildern. Mit dem Saxophon schuf er Klangcollagen unter anderem mit Gitte Hähner-Springmühl, Erich-Wolfgang Hartzsch und Frank Raßbach in der Formation „Kartoffelschälmaschine“ oder auch im Duett mit Fernseh- und Radioempfängern. In exzessiven, kollektiven Aktionen verbanden sich diese künstlerischen Facetten zu Gesamtkunstwerken. Damit öffneten sich neue Möglichkeiten für einen erweiterten Kunstbegriff, der in der DDR seinesgleichen suchte. Vertretern einer jüngeren Künstlergeneration, die „dem provinziellen Schlummer entliefen“ (Klaus Werner), gilt er neben Carlfriedrich Claus (1939-1998) als Wegbereiter und Referenz.
Museale Ehren und Bekanntheit erreichte Hähner-Springmühl trotz bedeutender Fürsprecher und zahlreicher Einzelpräsentationen in Galerien kaum. Er lebte das asketische Leben eines radikalen Außenseiters für seine Kunst. Die veränderten Vorzeichen eines freien Kunstmarktes, in dem er sich nur schlecht zurechtfand, veranlassten in den 1990ern – in denen er durch Europa und 1992 auch nach Japan reiste und nach Leipzig übersiedelte – einen schrittweisen Rückzug aus der Kunstszene und schließlich auch aus der Kunst. 2006 verstarb Klaus Hähner-Springmühl in Leipzig.
D21 Kunstraum Leipzig zeigt in dieser Ausstellung Fotoübermalungen, Malereien, Publikationen, einen Film gemeinsam mit Erich-Wolfgang Hartzsch, Dokumente seiner musikalischen Improvisationen und ein fotografisches Aktionsprotokoll von Karin Wieckhorst. In einer Soundinstallation im Außenraum erinnert Frank Raßbach an seinen ehemaligen Weggefährten. Die Ausstellung hat keinen retrospektiven Anspruch, sondern will Anstoß für Dialoge über Klaus Hähner-Springmühls Rolle und die Bedeutung seines kompromisslosen Experimentierens für die Gegenwart geben.
Diese Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des D21 Kunstraums Leipzig und des Oscar e.V. Chemnitz, gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und das Kulturamt der Stadt Leipzig.
Dauer: 27. August bis 19. September 2009
Eröffnung: 26. August 2009, 19 Uhr
Finissage: 19. September 2009, 18 Uhr
Öffnungszeiten: Do-So 13-19 Uhr
Seit den frühen 1970ern verfolgte Klaus Hähner-Springmühl einen prozesshaften und ich-bezogenen, intermedialen und experimentierfreudigen Kunstbegriff, der in offenem Gegensatz zum offiziell propagierten Kunstverständnis der DDR stand und dessen Bezüge zu den Avantgarden des 20. Jahrhunderts und zur westlichen Gegenwartskunst schon früh gesehen wurden. Seine gestische Malerei zeigte zwar figürliche Elemente, war aber nie erzählend und warb „für einen Realismus des Materials“ (Ute Ackermann). Die Fotografie war ihm Mittel zur Dokumentation psychischer und ästhetischer Momente und
Ausgangspunkt für Collagen und Übermalungen. Zerstören und Wiederzusammenfügen bestimmten den Rhythmus seiner Arbeit.
Mit dem Dramatiker und Dichter Heiner Müller (1929-1995) und dem Schriftsteller Joerg Waehner (*1962) gestaltete er Künstlerbücher. Seit seinen künstlerischen Anfängen in Cottbus und Dresden stand bereits auch das Musikalische für ihn im Wechselspiel mit seinen Bildern. Mit dem Saxophon schuf er Klangcollagen unter anderem mit Gitte Hähner-Springmühl, Erich-Wolfgang Hartzsch und Frank Raßbach in der Formation „Kartoffelschälmaschine“ oder auch im Duett mit Fernseh- und Radioempfängern. In exzessiven, kollektiven Aktionen verbanden sich diese künstlerischen Facetten zu Gesamtkunstwerken. Damit öffneten sich neue Möglichkeiten für einen erweiterten Kunstbegriff, der in der DDR seinesgleichen suchte. Vertretern einer jüngeren Künstlergeneration, die „dem provinziellen Schlummer entliefen“ (Klaus Werner), gilt er neben Carlfriedrich Claus (1939-1998) als Wegbereiter und Referenz.
Museale Ehren und Bekanntheit erreichte Hähner-Springmühl trotz bedeutender Fürsprecher und zahlreicher Einzelpräsentationen in Galerien kaum. Er lebte das asketische Leben eines radikalen Außenseiters für seine Kunst. Die veränderten Vorzeichen eines freien Kunstmarktes, in dem er sich nur schlecht zurechtfand, veranlassten in den 1990ern – in denen er durch Europa und 1992 auch nach Japan reiste und nach Leipzig übersiedelte – einen schrittweisen Rückzug aus der Kunstszene und schließlich auch aus der Kunst. 2006 verstarb Klaus Hähner-Springmühl in Leipzig.
D21 Kunstraum Leipzig zeigt in dieser Ausstellung Fotoübermalungen, Malereien, Publikationen, einen Film gemeinsam mit Erich-Wolfgang Hartzsch, Dokumente seiner musikalischen Improvisationen und ein fotografisches Aktionsprotokoll von Karin Wieckhorst. In einer Soundinstallation im Außenraum erinnert Frank Raßbach an seinen ehemaligen Weggefährten. Die Ausstellung hat keinen retrospektiven Anspruch, sondern will Anstoß für Dialoge über Klaus Hähner-Springmühls Rolle und die Bedeutung seines kompromisslosen Experimentierens für die Gegenwart geben.
Diese Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des D21 Kunstraums Leipzig und des Oscar e.V. Chemnitz, gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und das Kulturamt der Stadt Leipzig.
Dauer: 27. August bis 19. September 2009
Eröffnung: 26. August 2009, 19 Uhr
Finissage: 19. September 2009, 18 Uhr
Öffnungszeiten: Do-So 13-19 Uhr