Suzanne Treister: Hexen 2.0
11 Jul - 21 Aug 2012
Ausstellungsdauer: 11. Juli bis 21. August 2012
Eröffnung + Artist Talk: Dienstag, 10. Juli 2012, 19 Uhr
D21 Kunstraum Leipzig präsentiert in der kommenden Ausstellung das neue Projekt der britischen Medienkunstpionierin Suzanne Treister. Die Künstlerin betreibt in ihren Projekten eine Archäologie des Medienzeitalters, indem sie heute weitestgehend vergessenen Ereignissen nachspürt und Verbindungen zwischen verschiedenen historischen Ereignissen und Personen aus Wissenschaft, Militär und Kulturindustrie darstellt oder herstellt. Sie bewegt sich dabei stets auf dem schmalen Grad von Wissenschaft und Parawissenschaft, Technokult und Technologiekritik, Fakten und Fiktionen und erschafft in ihren weitverzweigten Paralleluniversen Narrative über die Möglichkeiten und Grenzen von Identität und Geschichtsschreibung in der Mediengesellschaft.
HEXEN 2.0 vertieft sich in die Historie moderner Kontrolltechnologien und wertet das Aufeinandertreffen von Natur- und Sozialwissenschaftlern während der wegweisenden Macy-Konferenzen zwischen 1942 und 1946 bis 1953 aus, die unter dem Eindruck der Nachkriegsagenda und der US-amerikanischen Regierungs- und Militärrichtlinien stattfanden.
Die von der New Yorker The Josiah Macy Jr. Foundation gesponserten Konferenzen bezweckten, neue Verbindungen zwischen Ingenieurwissenschaften, Biologie, Mathematik, Psychologie, Psychiatrie und Sozialwissenschaften herzustellen. Die Teilnehmer entwickelten und verbreiteten die Idee der Kybernetik – die Wissenschaft von Kontrolle und Kommunikation von Tieren und Maschinen, Gesellschaften und Menschen – als ein Modell zum Verständnis und zur Kontrolle der Welt. Darunter waren führende Figuren aus unterschiedlichen Wissenschaften. Einige hatten an der Konstruktion von Atomwaffen mitgewirkt. Andere widmeten sich später der CIA-geförderten militärischen Forschung zu den psychologischen Effekten von LSD und seinen Potentialen für Verhöre, sowie psychologischen Manipulationen wie dem MKULTURA-Programm. Wieder Andere zogen ethische Konsequenzen und verweigerten sich militärisch geförderten Forschungsarbeiten.
Der Einfluss der Konferenzen wirkt bis heute in der modernen elektronischen Datenverarbeitung, wie Internet und Web 2.0, und in der Theorie der Schwarmintelligenz fort und wird auch die Zukunft gesellschaftlicher Manipulation hin zur Kontrollgesellschaft beeinflussen.
In der simultanen Darstellungen erhellt HEXEN 2.0 die enge Verwobenheit dieser Entwicklung mit der Gegenkultur. Das Projekt wirft einen Blick auf bekannte Kritiker unserer technologisierten Gesellschaft wie z.B. Theodore Kaczynski, den als “Unabomber” bekannt gewordenen Terroristen. Ebenfalls beleuchtet werden die Programmatiken von Anarcho-Primitivismus und postmodernen linken Bewegungen. Außerdem wird den visionären Ideen von z.B. Thoreau, Heidegger, Adorno und anderen sowie deren Verarbeitung in der utopischen und dystopischen Science-Fiction-Literatur oder in Filmen der Populärkultur nachgespürt.
Basierend auf historischen Ereignissen, Personen, Geschichten und wissenschaftlichen Projektionen der Zukunft, und bestehend aus fünf alchemistischen Diagrammen, einem Tarot-Spiel, einer Serie von Foto/Text-Arbeiten und einer Kybernetischen Séance begibt sich HEXEN 2.0 in einen hypnotisierenden Raum früher Technikfantasien – eine halluzinierende Rückkopplung mit der jüngsten Vergangenheit, von der aus alternative Zukünfte konstruiert werden könnten.
SUZANNE TREISTER
Suzanne Treister (1958 in London geboren) studierte an der St. Martins Scholl of Art in London (1978-1981) und am Chelsea College of Art and Design (1981-1982) und kehrte nach Aufenthalten in Australien, New York und Berlin wieder nach London zurück, wo sie zur Zeit lebt. In den 1980ern von der Malerei kommend, entwickelte sie sich in den 1990ern zu einer Pionierin der digitalen und webbasierten Kunst. Sie schuf Werke mit diesen sich neu etablierenden Medien, entwickelte fiktive Welten und international kollaborierende Organisationen. Unterschiedliche Medien nutzend, entwickelte Treister ein großes Werk, das sich mit Identität, Geschichte, Macht und Sinnestäuschung beschäftigt. Sie arbeitet mit verschrobenen Erzählungen und unkonventionellen Untersuchungsgegenständen wie Alchemie, übersinnlicher Wahrnehmung und Verschwörungstheorien, um Strukturen zu enthüllen, die Macht, Identität und Wissen ermöglichen. Oft über Jahre ausgearbeitet, verdichten ihre Projekte fantastische Deutungen bekannter Klassifikationen, die die Existenz von verborgenen und unsichtbaren Kräften in der Welt aufzeigen, ob auf ökonomischer, militärischer oder paranormaler Ebene.
Zur Vielzahl ihrer Projekte gehören „HEXEN2039“ (2006) und „Vesna“ (2006), zu denen auch ihr Alter Ego und Avatar Rosalind Brodsky gehört, eine wahnhafte Frau, die zwischen 1970 und 2058 lebt und glaubt, dass sie die Fähigkeit hat, durch die Zeit zu reisen, um für eine fiktive Geheimorganisation zu arbeiten.
Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, dem Kulturamt der Stadt Leipzig und dem British Council.
Unterstützt durch die boesner GmbH.
Eröffnung + Artist Talk: Dienstag, 10. Juli 2012, 19 Uhr
D21 Kunstraum Leipzig präsentiert in der kommenden Ausstellung das neue Projekt der britischen Medienkunstpionierin Suzanne Treister. Die Künstlerin betreibt in ihren Projekten eine Archäologie des Medienzeitalters, indem sie heute weitestgehend vergessenen Ereignissen nachspürt und Verbindungen zwischen verschiedenen historischen Ereignissen und Personen aus Wissenschaft, Militär und Kulturindustrie darstellt oder herstellt. Sie bewegt sich dabei stets auf dem schmalen Grad von Wissenschaft und Parawissenschaft, Technokult und Technologiekritik, Fakten und Fiktionen und erschafft in ihren weitverzweigten Paralleluniversen Narrative über die Möglichkeiten und Grenzen von Identität und Geschichtsschreibung in der Mediengesellschaft.
HEXEN 2.0 vertieft sich in die Historie moderner Kontrolltechnologien und wertet das Aufeinandertreffen von Natur- und Sozialwissenschaftlern während der wegweisenden Macy-Konferenzen zwischen 1942 und 1946 bis 1953 aus, die unter dem Eindruck der Nachkriegsagenda und der US-amerikanischen Regierungs- und Militärrichtlinien stattfanden.
Die von der New Yorker The Josiah Macy Jr. Foundation gesponserten Konferenzen bezweckten, neue Verbindungen zwischen Ingenieurwissenschaften, Biologie, Mathematik, Psychologie, Psychiatrie und Sozialwissenschaften herzustellen. Die Teilnehmer entwickelten und verbreiteten die Idee der Kybernetik – die Wissenschaft von Kontrolle und Kommunikation von Tieren und Maschinen, Gesellschaften und Menschen – als ein Modell zum Verständnis und zur Kontrolle der Welt. Darunter waren führende Figuren aus unterschiedlichen Wissenschaften. Einige hatten an der Konstruktion von Atomwaffen mitgewirkt. Andere widmeten sich später der CIA-geförderten militärischen Forschung zu den psychologischen Effekten von LSD und seinen Potentialen für Verhöre, sowie psychologischen Manipulationen wie dem MKULTURA-Programm. Wieder Andere zogen ethische Konsequenzen und verweigerten sich militärisch geförderten Forschungsarbeiten.
Der Einfluss der Konferenzen wirkt bis heute in der modernen elektronischen Datenverarbeitung, wie Internet und Web 2.0, und in der Theorie der Schwarmintelligenz fort und wird auch die Zukunft gesellschaftlicher Manipulation hin zur Kontrollgesellschaft beeinflussen.
In der simultanen Darstellungen erhellt HEXEN 2.0 die enge Verwobenheit dieser Entwicklung mit der Gegenkultur. Das Projekt wirft einen Blick auf bekannte Kritiker unserer technologisierten Gesellschaft wie z.B. Theodore Kaczynski, den als “Unabomber” bekannt gewordenen Terroristen. Ebenfalls beleuchtet werden die Programmatiken von Anarcho-Primitivismus und postmodernen linken Bewegungen. Außerdem wird den visionären Ideen von z.B. Thoreau, Heidegger, Adorno und anderen sowie deren Verarbeitung in der utopischen und dystopischen Science-Fiction-Literatur oder in Filmen der Populärkultur nachgespürt.
Basierend auf historischen Ereignissen, Personen, Geschichten und wissenschaftlichen Projektionen der Zukunft, und bestehend aus fünf alchemistischen Diagrammen, einem Tarot-Spiel, einer Serie von Foto/Text-Arbeiten und einer Kybernetischen Séance begibt sich HEXEN 2.0 in einen hypnotisierenden Raum früher Technikfantasien – eine halluzinierende Rückkopplung mit der jüngsten Vergangenheit, von der aus alternative Zukünfte konstruiert werden könnten.
SUZANNE TREISTER
Suzanne Treister (1958 in London geboren) studierte an der St. Martins Scholl of Art in London (1978-1981) und am Chelsea College of Art and Design (1981-1982) und kehrte nach Aufenthalten in Australien, New York und Berlin wieder nach London zurück, wo sie zur Zeit lebt. In den 1980ern von der Malerei kommend, entwickelte sie sich in den 1990ern zu einer Pionierin der digitalen und webbasierten Kunst. Sie schuf Werke mit diesen sich neu etablierenden Medien, entwickelte fiktive Welten und international kollaborierende Organisationen. Unterschiedliche Medien nutzend, entwickelte Treister ein großes Werk, das sich mit Identität, Geschichte, Macht und Sinnestäuschung beschäftigt. Sie arbeitet mit verschrobenen Erzählungen und unkonventionellen Untersuchungsgegenständen wie Alchemie, übersinnlicher Wahrnehmung und Verschwörungstheorien, um Strukturen zu enthüllen, die Macht, Identität und Wissen ermöglichen. Oft über Jahre ausgearbeitet, verdichten ihre Projekte fantastische Deutungen bekannter Klassifikationen, die die Existenz von verborgenen und unsichtbaren Kräften in der Welt aufzeigen, ob auf ökonomischer, militärischer oder paranormaler Ebene.
Zur Vielzahl ihrer Projekte gehören „HEXEN2039“ (2006) und „Vesna“ (2006), zu denen auch ihr Alter Ego und Avatar Rosalind Brodsky gehört, eine wahnhafte Frau, die zwischen 1970 und 2058 lebt und glaubt, dass sie die Fähigkeit hat, durch die Zeit zu reisen, um für eine fiktive Geheimorganisation zu arbeiten.
Die Ausstellung wird gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, dem Kulturamt der Stadt Leipzig und dem British Council.
Unterstützt durch die boesner GmbH.