Forum für Fotografie

Arno und Alice Schmidt

10 Jan - 21 Feb 2010

© Arno und Alice Schmidt
Haus südlich von Schmidts Grundstück
ARNO UND ALICE SCHMIDT
Fotografien aus drei Jahrzehnten

Laufzeit: 10. Januar bis 21. Februar 2010

Eröffnung: 9. Januar 2010, 16.00 Uhr

Janos Frecot, der die Ausstellung kuratiert hat, wird eine Einführung zur Ausstellung geben. Anschließend werden Joachim Kersten und Bernd Rauschenbach aus „Windmühlen“ von Arno Schmidt lesen.

Vom Preisgeld für sein Erstlingswerk Leviathan kauft Arno Schmidt 1950 eine Rollfilmkamera. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Eheleute Schmidt nach den Kriegsjahren nahezu mittellos sind und zeugt von der Wichtigkeit, die dieser Gegenstand für sie besitzt. Mit der neuen Kamera dokumentieren sie fortan ihren Alltag: Sie porträtieren einander, halten Wohnungen und deren Interieurs, Wohnorte und Landschaften fest. Darüber hinaus ist die Kamera für Arno Schmidt ein unverzichtbares Utensil für sein literarisches Schaffen; mit ihr hält er Schauplätze für seine schriftstellerische Arbeit fest.

Arno Schmidt ein Fotograf? Seine Aufnahmen sind zunächst Schnappschüsse, wie sie jeder fürs Fotoalbum macht und insofern nur als biografische Dokumente wichtig. Daneben entstehen auf Reisen Landschaftsaufnahmen, die bereits eine eigne, über die Amateurfotografie hinausgehende Gestaltung zeigen und technisch versierter sind. Seit 1958 leben Alice und Arno Schmidt zurückgezogen in dem kleinen niedersächsischen Dorf Bargfeld. Hier entstehen Fotografien, seien es Porträts oder Blicke auf das Alltagsleben, die eine bewusste Umsetzung bildkompositorischer Aspekte erkennen lassen. Dass auch Alice sicher mit der Kamera umzugehen weiß, beweisen die vielen Porträtaufnahmen, die sie von ihrem Mann macht.

Anders als der Schriftsteller Schmidt, der avantgardistische Unbequeme mit seinen orthografischen und wortschöpferischen Eigenwilligkeiten, ist der Fotograf Schmidt kein „Sonderling“. Seine Bilder wirken unprätentiös und gewinnen vor allem in ihrer Zusammenschau an Vielschichtigkeit. Aus ihnen spricht die Liebe zur Natur und zum Detail, ohne klischeehaft zu sein.

Über zweieinhalbtausend Farbfotos und gut tausend Schwarzweißfotos entstehen seit 1949 bis zu Arno Schmidts Tod 1979. Alle Aufnahmen haben eines gemeinsam: das quadratische Format. Es ist so etwas wie ein Markenzeichen.

Arno Schmidt wird am 18. Januar 1914 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur arbeitet er als Lehrling und Lagerbuchhalter in den Greiffenberger Textilwerken, lernt dort Alice Murawski kennen und heiratet sie 1937. Beide widmen sich nun ausschließlich Arnos Schriftstellerei. 1939 wird er zur Artillerie eingezogen. Nach dem Krieg ziehen Alice und Arno Schmidt nach Cordingen bei Fallingbostel in den „Mühlenhof“. In der Nachkriegszeit arbeitet Schmidt als Dolmetscher, Ende der vierziger Jahre als freier Schriftsteller. 1949 debütiert er mit dem Erzählband Leviathan, für den er 1950 mit dem Großen Preis der Mainzer Akademie ausgezeichnet wird.

1950 ziehen die Schmidts nach Gau-Bickelheim in Rheinhessen, 1951 nach Kastel an der Saar. 1953 erscheinen Aus dem Leben eines Fauns und Die Umsiedler. 1958 wechseln Alice uns Arno Schmidt ein letztes Mal den Wohnort; sie ziehen nach Bargfeld in Niedersachsen. 1964 erhält Schmidt den Berliner Fontane-Preis, 1965 die Große Ehrengabe des Kulturkreises im Bundesverband der deutschen Industrie. 1970 erscheint Schmidts Hauptwerk Zettel’s Traum. 1973 verleiht ihm die Stadt Frankfurt am Main den Goethe-Preis. 1979 stirbt Arno Schmidt. Alice Schmidt und Jan Philipp Reemtsma gründen 1981 die Arno Schmidt Stiftung. 1983 stirbt Alice Schmidt.

Das Forum für Fotografie zeigt eine Auswahl der Fotografien von Alice und Arno Schmidt aus dem Bildarchiv der Arno Schmidt Stiftung. Die Ausstellung wurde kuratiert von Janos Frecot und unterstützt von der Arno Schmidt Stiftung. Das Literaturhaus Köln organisiert im Rahmen der Ausstellung Lesungen zum Werk Arno Schmidts:

Samstag, 9. Januar 2010, 16 Uhr, Vernissage
Joachim Kersten und Bernd Rauschenbach lesen „Windmühlen“

Sonntag, 10. Januar 2010, 18 Uhr, im Rahmen des Neujahrsempfangs der Kunstmeile Süd
Der gelernte Buchgestalter Friedrich Forssman referiert über „Arno Schmidt setzen“

Montag 11. Januar 2010, 20 Uhr
Susanne Fischer und Bernd Rauschenbach: „Seelandschaft mit Pocahontas“ und die Folgen