Cindy Sherman
15 Jun - 17 Sep 2007
Cindy Sherman
15. Juni bis 17. September 2007
Kuratoren Régis Durand und Véronique Dabin
Im Sommer 2007 zeigt der Martin-Gropius-Bau Berlin die große, vom Jeu de Paume in Paris erarbeitete Retrospektive „Cindy Sherman“. Die Werkschau umfasst Arbeiten der Künstlerin aus den Jahren 1975 bis 2005.
Schon in ihren frühesten Arbeiten nahm Cindy Sherman fast ausschließlich ihre eigene Person als Modell und Gegenstand ihrer Inszenierungen. Ihre erfundenen Personen stellt sie selbst mit Hilfe unterschiedlicher Accessoires wie Schminke, Kostüme oder Prothesen dar und fotografiert sie im Studio. Die Figuren verkörpern kulturelle und gesellschaftliche Stereotype. Sie werden teils parodistisch, teils bissig, bisweilen auch brutal inszeniert, hinterfragt und in Anlehnung an die unterschiedlichen Möglichkeiten der Darstellung abgebildet: Mittelseiten einer Illustrierten, Werbung, Filmkunst und klassische Malerei. Hierdurch wird eine subtile Analyse der individuellen, insbesondere der weiblichen Identität, spürbar, sowie der Fantasien, die sie hervorruft und der Mächte, denen sie ausgesetzt ist. Dieses Eintauchen in ungewisse, konfliktvolle Bereiche, in denen die Identität des Individuums mit dem kollektiven Unbewussten, mit Stereotypen und symbolischer Macht ringt, erfolgt mitunter spielerisch, zuweilen aber auch düster, so z.B. wenn Schrecken und Ekel evoziert oder entstellte, verstümmelte Körper dargestellt werden.
Régis Durand über das Werk von Cindy Sherman 1975–2006
„Bis auf wenige Ausnahmen werden die Werke Cindy Shermans sowohl in Büchern als auch in Ausstellungen in großen Serien präsentiert, ihrer Zusammengehörigkeit entsprechend und meist in chronologischer Reihenfolge. Obwohl übergreifende thematische Stränge und Überschneidungen stets möglich sind (einige werden im Folgenden aufgezeigt), und die Abgrenzung einer jeden Serie manchmal fließend ist, können Serie und Chronologie als eine der Grundbedingungen der Arbeit dieser Künstlerin bezeichnet werden. Diese Konstellation ermöglicht es, sowohl die starke innere Kohärenz wie auch die ständige Weiterentwicklung der Arbeit nachzuvollziehen.
Cindy Shermans künstlerischer Werdegang beeindruckt durch seine Strenge, Innovationskraft und beständige Vertiefung. Er verblüfft durch seinen Humor und durch seine Extravaganz, die jedoch auch über eine dunkle Seite verfügen. Diese hat ebenso mit der Ungreifbarkeit des ICHs zu tun wie mit der Allgegenwärtigkeit von Illusion und Tod. Das Werk, das sich an der Oberfläche zu bewegen scheint und mit Trugbildern spielt, hält der Betrachtung stand und bewahrt sein Geheimnis. Dieses Geheimnis ist aber nicht für jene geeignet, die meinen, durch besseren Informationsstand oder systematischeren Zugang Aufklärung zu erhalten. Vielmehr hat es mit der Identität des Menschen zu tun, mit seiner Fähigkeit, sich zu (er)kennen und zu verkennen, sich darzustellen und sich parallele Leben zu erfinden – einer Fähigkeit, über die kein anders Lebewesen verfügt.
Die Texte, die zwischen den einzelnen Teilen stehen, sollen die Struktur der Abfolge offen legen und die große Vielfalt hervorheben. Häufig wird die Figur, die hier als einzelner Akteur auftritt, auch als Subjekt bezeichnet. Dieser Begriff besagt, dass es sich nicht wirklich um die Künstlerin selbst handelt (das hieße, diese Arbeit auf einfache psychologische Aspekte oder im engsten Sinne autobiographische zu reduzieren), aber auch nicht um jede einzelne der Figuren, die sie inszeniert, und die sie mit einer sozialen oder psychischen Identität ausstaffiert, der wir durchaus Glaubwürdigkeit zuerkennen sollen, wie tiefgehend auch immer.“
© Cindy Sherman
Untitled 304, 1994, Farbfoto, 6. Edition, 155,1 x 103,9 cm
Courtesy: Cindy Sherman und Metro Pictures, New York
15. Juni bis 17. September 2007
Kuratoren Régis Durand und Véronique Dabin
Im Sommer 2007 zeigt der Martin-Gropius-Bau Berlin die große, vom Jeu de Paume in Paris erarbeitete Retrospektive „Cindy Sherman“. Die Werkschau umfasst Arbeiten der Künstlerin aus den Jahren 1975 bis 2005.
Schon in ihren frühesten Arbeiten nahm Cindy Sherman fast ausschließlich ihre eigene Person als Modell und Gegenstand ihrer Inszenierungen. Ihre erfundenen Personen stellt sie selbst mit Hilfe unterschiedlicher Accessoires wie Schminke, Kostüme oder Prothesen dar und fotografiert sie im Studio. Die Figuren verkörpern kulturelle und gesellschaftliche Stereotype. Sie werden teils parodistisch, teils bissig, bisweilen auch brutal inszeniert, hinterfragt und in Anlehnung an die unterschiedlichen Möglichkeiten der Darstellung abgebildet: Mittelseiten einer Illustrierten, Werbung, Filmkunst und klassische Malerei. Hierdurch wird eine subtile Analyse der individuellen, insbesondere der weiblichen Identität, spürbar, sowie der Fantasien, die sie hervorruft und der Mächte, denen sie ausgesetzt ist. Dieses Eintauchen in ungewisse, konfliktvolle Bereiche, in denen die Identität des Individuums mit dem kollektiven Unbewussten, mit Stereotypen und symbolischer Macht ringt, erfolgt mitunter spielerisch, zuweilen aber auch düster, so z.B. wenn Schrecken und Ekel evoziert oder entstellte, verstümmelte Körper dargestellt werden.
Régis Durand über das Werk von Cindy Sherman 1975–2006
„Bis auf wenige Ausnahmen werden die Werke Cindy Shermans sowohl in Büchern als auch in Ausstellungen in großen Serien präsentiert, ihrer Zusammengehörigkeit entsprechend und meist in chronologischer Reihenfolge. Obwohl übergreifende thematische Stränge und Überschneidungen stets möglich sind (einige werden im Folgenden aufgezeigt), und die Abgrenzung einer jeden Serie manchmal fließend ist, können Serie und Chronologie als eine der Grundbedingungen der Arbeit dieser Künstlerin bezeichnet werden. Diese Konstellation ermöglicht es, sowohl die starke innere Kohärenz wie auch die ständige Weiterentwicklung der Arbeit nachzuvollziehen.
Cindy Shermans künstlerischer Werdegang beeindruckt durch seine Strenge, Innovationskraft und beständige Vertiefung. Er verblüfft durch seinen Humor und durch seine Extravaganz, die jedoch auch über eine dunkle Seite verfügen. Diese hat ebenso mit der Ungreifbarkeit des ICHs zu tun wie mit der Allgegenwärtigkeit von Illusion und Tod. Das Werk, das sich an der Oberfläche zu bewegen scheint und mit Trugbildern spielt, hält der Betrachtung stand und bewahrt sein Geheimnis. Dieses Geheimnis ist aber nicht für jene geeignet, die meinen, durch besseren Informationsstand oder systematischeren Zugang Aufklärung zu erhalten. Vielmehr hat es mit der Identität des Menschen zu tun, mit seiner Fähigkeit, sich zu (er)kennen und zu verkennen, sich darzustellen und sich parallele Leben zu erfinden – einer Fähigkeit, über die kein anders Lebewesen verfügt.
Die Texte, die zwischen den einzelnen Teilen stehen, sollen die Struktur der Abfolge offen legen und die große Vielfalt hervorheben. Häufig wird die Figur, die hier als einzelner Akteur auftritt, auch als Subjekt bezeichnet. Dieser Begriff besagt, dass es sich nicht wirklich um die Künstlerin selbst handelt (das hieße, diese Arbeit auf einfache psychologische Aspekte oder im engsten Sinne autobiographische zu reduzieren), aber auch nicht um jede einzelne der Figuren, die sie inszeniert, und die sie mit einer sozialen oder psychischen Identität ausstaffiert, der wir durchaus Glaubwürdigkeit zuerkennen sollen, wie tiefgehend auch immer.“
© Cindy Sherman
Untitled 304, 1994, Farbfoto, 6. Edition, 155,1 x 103,9 cm
Courtesy: Cindy Sherman und Metro Pictures, New York