Meyer Riegger

Jo Dunkel

17 Jan - 07 Mar 2009

© Jo Dunkel
Dead Funny III, 2009
chalk on wall, projection (loop)
dimension variable
JO DUNKEL
"Dead Funny III"

17.01. - 07.03.2009

Wir freuen uns, mit „Dead Funny III“ eine Performance sowie Videoprojektion des Schweizer Künstlers Jo Dunkel in unserer Galerie zeigen zu dürfen.
2007 als episodische Performance-Folge konzipiert, die das inszenierte Verschwinden eines Clowns zum wiederkehrenden Inhalt macht, geht „Dead Funny“ dem Versuch nach, die Grenze von Unterhaltung und Bloßstellung zu untersuchen und darzustellen.
Wie schon in den beiden voraus gegangenen Performances, sind auch in dem bei uns aufgeführten dritten Teil drei Elemente konstitutiv, die als Rahmen der intendierten, doch situationsspezifischen Handlung dienen: So bilden das Element der Bühne als Raum, die Figur des Clowns als Motiv, sowie das „Beenden“ als Intention der Handlung ein Gerüst, welches bei der Performance „Dead Funny III“ die von Jo Dunkel geschaffene Bühnensituation mithilfe seiner Handlung zu einer cineastischen Kulisse erwachsen lässt.

Der Schwarz gekleidete Künstler betritt eine Black Box ähnlichen Raumsituation, welche durch einen Lichtspot partiell beleuchtet ist. Mit weißer, von Dunkel selbst angefertigter Champagnerkreide, zeichnet er den vom Scheinwerfer erzeugten Lichtkegel in der linken Ecke des Raumes Stück für Stück nach. Mit dem Anwachsen des weißen Kreises hebt sich seine schwarze Gestalt allmählich vom weiß eingefärbten Grund ab. Mit dem Abschließen des Kreide-Kreises bestäubt sich schließlich auch der Protagonist mit dem weißen Staub, so dass er optisch mit dem Hintergrund verschmilzt.
In zusammengezogener Pose hockt er in der Folge mit dem Gesicht zum Betrachter gewandt und richtet diesem einen direkten Blick entgegen. Da der Bühnenraum nur durch eine Glasscheibe von Außen einsehbar und somit vom Betrachter isoliert ist, besteht in diesem Augenblick der einzige (sowie vom Künstler intendierte) Sichtkontakt zwischen Darsteller und Betrachter, welcher in eine wechselseitige, doch unbestimmte Fokussierung mündet. Mit dem Ausschalten der Lichquelle erlöscht schließllich die Szenerie und hinterlässt einen Blick ins Leere, in einer Weise, wie auch die Performance begonnen hatte.

Im Vorführen der sich im Schaukasten ereignenden Szene, welche zeitgleich durch ein Aufnahmegerät als Video festgehalten wurde, erfolgt eine doppelte Zur-Schau-Stellung der dargebotenen Situation mit filmischem Charakter. Choreografie, Blickführung und indirekte Erzählweise schaffen dabei einen atmosphärischen Rahmen, der – ummantelt vom Zwielicht des schwarz-weißen Raumes – eine Dimension von Vergeblichkeit reflektiert. Gekleidet in eine simple, schwarze Garderobe, welche den Protagonisten durch die Wahl übergroßer Schuhe zu einem Clown stilisiert, verdichtet sich die Figur in ihrer Erscheinung und im Auftreten zu jener des Antihelden.
Körperlich-gestischer Ausdruck wie auch die Blickführung des Protagonisten werden dabei zum Inhalt der auf Wiederholung basierenden Handlung, welche den Prozess eines herbeigeführten Verschwindens vergegenwärtigt. Mit dem manischen Nachzeichnen und Überdecken des projizierten Lichtschattens verfolgt Dunkel die Nivellierung einer selbst erschaffenen Grenze, die er in einem schicksalhaften Spiel für die Dauer dieser Handlung inszeniert. Vor allem die subtile Qualität des Atmosphärischen, wie auch das Changieren mit Hell-Dunkel-Effekten und die Betonung einer expressiven Bildkomposition sind in seiner Inszenierung formgebend. Jo Dunkel jongliert dabei stilistisch mit Versatzstücken des Film noir wie auch mit dramaturgischen Elementen des Stummfilms und der Komödie. Der Künstler unterminiert so mit „Dead Funny“ die Komik und verkehrt das Clowneske des darstellenden Protagonisten in eine tragisch-komische Geste, die in lautloser Sprache das Abbild eines fragilen Ausdrucks hinterlässt.
Das verbleibende Zeugnis – eine Art Stummfilm –, ist in unserer Galerie als Videoprojektion zu sehen, welche die Performance des Künstlers als Lichtschatten auf den von ihm hinterlassenen Kreidespuren an der Wand schemenhaft nachzeichnet – und zugleich die tatsächlich stattgefundene Handlung wie auch Jo Dunkel selbst zu einem transluzid flimmerndem Trugbild konvertiert.

Christina Irrgang