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29 Apr - 17 May 2006

Kerstin Schiefner

Die Fotografien von Kerstin Schiefner zeigen eine Welt, die sich einer konkreten Deutbarkeit entzieht. Obwohl die Dinge und Menschen direkt fotografisch abgelichtet werden, erscheinen die herausgelösten räumlichen und zeitlichen Fragmente unwirklich in den Zusammenhängen. In farbintensiven Fotografien hält sie Landschaften, Menschen, Tiere und Dinge in momentanen Konstellationen fest, die sich zu poetischen Bildern und Geschichten verdichten. Farbe und Licht verleihen den realen Dingen eine Aufladung, die eine illusionäre Bild-Welt entstehen läßt, in welcher uns die Sicherheit über die Gegebenheiten entzogen wird.
Mit visueller Energie werden wir in Landschaften hinein gesogen, die verführen könnten, wenn es da nicht diese Unsicherheiten gäbe, Schwebezustände, die den Ausgang offen lassen.
Auf den ersten Blick könnte man meinen Kerstin Schiefners Thema sei die Natur, ein Stück Idylle, ein Garten... Die großformatigen Fotografien, die „Nahtstellen“ haben, verweisen beim zweiten Blick jedoch auf den konstruktiven Charakter dieser (Bild)Schönheiten, erinnern an romantische Motive, die hier aufgenommen und gebrochen werden.
Kerstin Schiefner setzt einer analysierbaren Weltwahrnehmung eine stark auf Empfindung orientierte Sicht entgegen, die das Scheitern einschließt. Wenn Sie sich selbst darstellt, betont sie den schwankenden Boden. Die Selbstinszenierungen werden stärker bearbeitet, sie reißt, malt in die Bilder hinein, setzt neu zusammen,um bestimmte Aussagen zu erreichen.
Die manuelle Bearbeitung hebt die technische Glätte der Fotografie ihrem Inhalt gemäß auf und verstärkt den individuellen Charakter der Bilder, die sich einer ausschließlich auf die Fotografie orientierten Betrachtung entziehen und im Zusammenhang mit dem großen Format in ein Grenzfeld zur Malerei rücken.
In den meisten Ausstellungsräumen,die Kerstin Schiefner bisher konzipiert und umgesetzt hat, sind fotografische Bilder Teilstücke umfassender Installationen. Mit der dreidimensionalen Materialisierung inhaltlicher Elemente der Bilder erzeugt sie begehbare ,körperlich erfahrbare Räume,in denen die sinnliche Beeindruckung und die Illusion einer sehnsuchtsorientierten archaischen Welt gesteigert wird.
Kerstin Schiefners Arbeit könnte möglicherweise als Kritik an einer ausschließlich auf Rationalität und Egoismus ausgerichteten Lebenshaltung gelesen werden.


Tina Bara